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Leipziger Volkszeitung zur Lutherdekade

Archivmeldung vom 22.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein feste Burg ist unser Gott. Wirklich? In Wittenberg können Christen zur Lutherdekade frohgemut den Choral-Bestseller aus der Feder Martin Luthers anstimmen. In Köln dagegen überwiegen Zweifel im Anblick von Hass und Gewalt.

Wittenberg und Köln, zwei Schauplätze des Wochenendes, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Aber sie gehören zusammen. Luther verdanken wir, dass die befreiende Botschaft des Evangeliums weltweit Gehör fand: Fürchte dich nicht, habe Gottvertrauen, Ablasshandel ist Missbrauch. Für die Menschen des Mittelalters eine ungeheure Nachricht. Eine bahnbrechende Schlagzeile, nach heutigen Maßstäben. Zurecht wird mit einem zehnjährigen Marathon in Mitteldeutschland, dem Kernland der Reformation, an Luther erinnert. Wo aber stehen Christen heute angesichts von Gottvergessenheit und Konsumglaube, fragt der Weltlutherbund-Chef in der Wittenberger Schlosskirche, jenem legendenreichen Ort des Thesenanschlags. Mit der Frage nach dem Sinn und der Verantwortung von Glauben im 21. Jahrhundert rückt zwangsläufig Köln in den Blickpunkt. Der Streit über eine zu groß geratene Moschee verdrängt seit Wochen die rheinische Gelassenheit. Mit plumpen Anti-Islam-Sprüchen machten sich jetzt Rechtspopulisten ausgerechnet am Heumarkt, dem Epi-Zentrum des Kölner Rosenmontags, zum Narren. Ein Polizeiverbot stoppte den Protest - nicht aber die linksradikalen Irrläufer. Und so tobte im Schatten des Doms die Gewalt. Viva Chaos-Colonia: Für ein kritisches Nachdenken über ein religiöses Miteinander ohne Hassprediger und steingewordene Machtbeweise war da kein Platz mehr. Deshalb ist Wittenberg wichtig. Wichtiger selbst als 1983, als das SED-Regime Luthers 500. Geburtstag zur Darstellung von Weltoffenheit ausnutzte und Christen vorübergehend eine etwas längere Leine ließ. Die Dekade bis 2017 muss eine Zeit der Selbstbestimmung sein. Christliche Nächstenliebe und Toleranz bleiben dabei die Maßstäbe. Sie bedeuten aber nicht Selbstverleugnung. Liebe hat nach Martin Luther zwei Seiten: Eine Liebe, die wir erhalten, und eine, die wir unserem Nächsten geben. Erst, wenn in deutschen Moscheen das Leipziger Nikolaikirchen-Motto "Offen für alle" praktiziert wird, gibt es ein ehrliches Gespräch unter Glaubensbrüdern. Dazu gehört auch ein Recht für Christen in der Türkei auf erkennbare Gotteshäuser, so wie es Muslime für ihre Moscheebauten in Deutschland reklamieren. Eine feste Burg soll Gott, Allah oder Jahwe sein - aber keine Trutzburg gegen Andersgläubige und Andersdenkende.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Olaf Majer)

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