Börsen-Zeitung: Bayern vorn
Archivmeldung vom 04.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bayern sind wieder einmal vorn. Zum Beispiel in Sachen Transparenz über Asset Backed Securities (ABS) im Allgemeinen und Subprime-Risiken im Besonderen (da bestand speziell in München erheblicher Nachholbedarf). Sogar für das erste Quartal 2008 präsentiert die BayernLB schon konkrete Zahlen zur Bewertung ihres 32-Mrd.-Euro-ABS-Portfolios.
Damit freilich nimmt sie unter ihresgleichen einen Spitzenplatz ein, auf den sie lieber verzichten würde: Eine Belastung von 4,3 Mrd. Euro aus der Finanzmarktkrise musste bisher keine andere Landesbank kommunizieren. Weil nun - etwa in der politischen Diskussion - gerne Äpfel mit Birnen verglichen werden, sei ausdrücklich darauf hingewiesen: Die 4,3 Mrd. Euro sind der Stand Ende März. Die 2 Mrd. Euro etwa der WestLB sind der Stand Ende 2007. Dazwischen lag das berüchtigte erste Quartal.
Nun plant auch die BayernLB eine Abschirmung ihrer ABS-Risiken per - dies ist die favorisierte Lösung - Zweckgesellschaft. Was spricht dafür, was dagegen? Bei Auslagerung des kritischen Portfolios wäre die Bank selbst den Schrott erst einmal los und damit wohl aus den Schlagzeilen heraus, weil sie nicht quartalsweise über neue Belastungen berichten müsste, die ja nicht nur unschön sind, sondern womöglich Kapitalbedarf auslösen. Diese Mittelzuführung bleibt vorerst auch den Eigentümern erspart, die zunächst "nur" garantieren - abgerechnet wird am Schluss, also bei Fälligkeit, die sich bei den Papieren bis 2019 staffelt.
Geht das zulasten der Steuerzahler? Gewiss, wenn die Marktverwerfungen anhalten. Der Staat - wir alle - würde aber auch zahlen, wenn die Papiere auf der Bilanz blieben. Oder glaubt jemand, Bayern und die regionalen Sparkassen könnten die Landesbank im Zweifelsfall über die Isar gehen lassen? Siehe IKB, siehe Northern Rock, siehe Bear Stearns.
Andererseits ging der Trend gerade in die andere Richtung: Risiken wurden in die Bilanzen zurückverlagert, was ja auch eine erzieherische Wirkung hat und die Banken hoffentlich von neuen Abenteuern abhält. Es ist die ehrlichere Variante. Doch kann sie auch einen hohen Preis haben: Ratingherabstufung, steigende Refinanzierungskosten, eingeschränkter Kreditspielraum - ein Teufelskreis mit realwirtschaftlichen Folgen. Für eine angeschlagene Bank mit klammen Trägern könnte das der Anfang vom Ende sein. So weit ist man in München noch lange nicht.
Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Wittkowski)