Neue OZ: Die Spirale dreht sich weiter
Archivmeldung vom 04.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine verschärfte Schuldenkrise in Europa bei gleichzeitigem Konjunktureinbruch in den USA, so lautete das Szenario des Stresstests, mit dem die europäische Bankenaufsicht vor drei Wochen die Stabilität des Finanzsektors in der EU geprüft hat. Was seinerzeit eine theoretische und, so betonten die Experten, radikal unwahrscheinliche Annahme war, ist heute bereits Wirklichkeit. Aus den USA kommen wirtschaftliche Alarmsignale, und die Schuldenkrise im Euroraum ist allen Paketen und Schirmen zum Trotz nicht gelindert.
Nun soll man ein Unglück nicht herbeireden. Aber beim Blick nach Brüssel, Rom und Madrid braucht es schon sehr gute Nerven, um sich nicht langsam ernsthafte Sorgen zu machen. Athen wäre zu stemmen gewesen. Aber die Spirale dreht sich weiter. Ratlosigkeit herrscht auch in Berlin. Angela Merkel ist zu schwach, um die EU auf Linie zu bringen, sofern die Kanzlerin überhaupt eine hat. Finanzminister Schäuble fällt eher durch Mosern als Mitarbeit auf. Und die Beschlüsse des Sondergipfels der Staats- und Regierungschefs, die vor zwei Wochen als Durchbruch verkauft wurden, sie verhallen im luftleeren Raum, den die EU mehr und mehr zu bilden scheint. Finanzpolitisch sind die Reserven der Europäer erschöpft. Es ist Zeit für eine härtere Gangart. Letztlich wankt neben der wirtschaftlichen und fiskalischen Stabilität der Eurozone nicht weniger als das gesamte politische Gebilde der EU.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)