Rheinische Post: Der Pyrrhus-Sieg des Kurt Beck
Archivmeldung vom 22.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer SPD-Chef wird sich wohl auf dem kommenden Parteitag in Hamburg von seinen Anhängern feiern lassen. Er habe, so die Lesart der Beck-Unterstützer, die deutsche Sozialdemokratie wieder zum Anwalt der Arbeitnehmer und "kleinen Leute" gemacht und damit den Erosionsprozess in Richtung von Lafontaines Links-Partei gestoppt.
Das mag vordergründig stimmen. Vielleicht steigt die SPD sogar
kurzfristig in der Gunst der Wähler. Beck sollte sich aber nicht
täuschen. Auf Dauer lässt sich nicht Politik gegen die
wirtschaftliche Vernunft machen. Wer mitten im Strom die Pferde
wechselt, muss sich nicht wundern, wenn er das rettende Ufer am Ende
doch nicht erreicht. Denn auch politisch könnte die Sache für den
SPD-Chef schiefgehen. Vizekanzler Müntefering hat für seine Sache
wichtige Verbündete: den Finanzminister, wohl auch den Außenminister,
und überraschend sogar die Sozialministerin Ulla Schmidt. Damit gibt
es im Kabinett keine Mehrheit für Becks Pläne, zumal auch die
Unions-Minister dem Vorstoß des SPD-Chefs eher distanziert
gegenüberstehen.
Auf dem Parteitag dürfte Beck Schwierigkeiten mit dem rechten Flügel
der SPD und den eher unideologischen Netzwerker bekommen. Beide
Gruppen neigen eher Müntefering zu. Selbst wenn Beck obsiegt: Am Ende
könnte es ein Pyrrhus-Erfolg werden.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post