Rheinische Post: Baustelle Europa
Archivmeldung vom 01.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine der Regierungsparteien in Polen will die Europa-Flagge auf den Autokennzeichen verbieten zugunsten nationaler Insignien. Die erschreckende Begründung: Man dürfe nicht überall, wo man hinschaue, die europäische Flagge sehen.
Europa ist nichts, dessen man sich
schämen müsste. Die EU ist ein Erfolgsmodell, dem sich immer mehr
Staaten anschließen wollen, und alle ziehen aus ihm ihren Nutzen. Die
einen durch Aufbauhilfen, die andern durch Absatzmärkte. Die EU
definiert sich nicht durch Negativbeispiele, die sie unbestritten
zuhauf kennt. Niemand will eine aufgeblähte Bürokratie, Anonymität
und eine Brüsseler Diktatur.
Von heute an übernehmen die Finnen für ein halbes Jahr die
EU-Geschäfte. Sie werden es nicht schaffen, die leidige
Verfassungsfrage vom Tisch zu bringen. Auch die Deutschen werden sich
Anfang kommenden Jahres damit schwer tun, denn die Franzosen wählen.
Sie hatten schon zum Verfassungsvertrag Nein gesagt. Jede
Ratspräsidentschaft sollte daran arbeiten, die Europamüdigkeit vieler
ihrer Bürger zu verscheuchen. Vieles wird als angenehm und damit als
selbstverständlich hingenommen. Dabei ist vergessen worden, dass die
EU eine Baustelle ist, die Menschen braucht, die anpacken.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post