WAZ: Halloween der Herzen
Archivmeldung vom 14.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass heute Valentinstag ist, merken Sie am Preis der roten Rosen. Daran sind aber nicht die Floristen Schuld. Das ist einfach ein untrüglicher Beweis für das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Valentinstag ist einer dieser Tage, die so durchkommerzialisiert sind, dass man sie hassen möchte.
Andererseits ist es in 50 Jahren gelungen, ein Datum als jenes aller Liebenden so zu etablieren, dass sich als herzloses Scheusal fühlt, wer heute ohne Strauß und Pralinen aufschlägt.
Haben wir es also bloß mit einem uns erbarmungslos
bombardierenden Halloween der Herzen zu tun, unentrinnbar, hässlich
verpflichtend und zuverlässig allein in seiner lästigen
kalendarischen Wiederkehr?
Ein bisschen älter sind die Wurzeln schon. Theologen erinnern an
den 14. Februar als einst gefeierten Tag der Ankunft Jesu als
himmlischer Bräutigam. Historiker nennen die römischen "Lupercalien",
da sich Jungfrauen mit Briefchen Jünglingen zulosten und . . .
feierten. Was immer heute davon übrig ist: Am Valentinstag als Knoten
im Taschentuch unseres Herzens haben wir nichts auszusetzen. Und wer
ab morgen den Anlass nicht kühl zu den Akten legt, spart sich auf
Dauer vielleicht sogar einfallslose Pralinen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Lars Ludwig von der Gönna)