Neue OZ: Der Präsident hat die Optionen
Archivmeldung vom 03.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEgal, wie man zu Wulff steht: Seine Nehmerqualitäten sind beachtlich. Um jede Doppeldeutigkeit zu vermeiden, gemeint ist hier das Stehvermögen, das der Bundespräsident bislang an den Tag legt, obwohl er seit dem 13. Dezember 2011 einen medialen Nackenschlag nach dem anderen kassiert.
Derzeitiger Höhepunkt sind die Aufarbeitung des Drohanrufs beim Chefredakteur der "Bild"-Zeitung und Wulffs weiter gehender erfolgloser Interventionsversuch beim Springer-Chef.
Dies zeigt eines überdeutlich: Beim Staatsoberhaupt liegen die Nerven blank. Vom oft gehegten Sonnyboy zum Prügelknaben des meinungsmachenden Boulevard-Blatts, das ist menschlich schwer verkraftbar. Es rechtfertigt aber nichts. Wulff offenbart ein Macht-, Selbst- und Politikverständnis, das ihn und sein Amt weiter beschädigt.
Offensichtlich ist jetzt aber auch die Zeit der Moralisten und Hinterbänkler angebrochen, die sogar Wulffs Rücktritt fordern. Deutschland muss es wirklich gut gehen, dass es sich Debatten dieser Art leistet.
Schaut man auf die aktuellen Korruptionsvorwürfe gegen den französischen Präsidenten Sarkozy, sollte ein Raunen durch das Land gehen: ein Kredit, der dem Niedersächsischen Landtag noch immer keinen Untersuchungsausschuss wert ist, mehr ist da nicht? Es wird Zeit, dass Wulff vom Getriebenen wieder zum Handelnden wird. Der zehnte Bundespräsident hat alle Optionen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)