WAZ: Steinbrücks Anbiederei
Archivmeldung vom 28.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf Finanzminister Peer Steinbrück können wir bauen. Sagt er selbst. "Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit", versichert er, "spielen in meinem Politikverständnis eine entscheidende Rolle." Das ist eine gute Nachricht. Sagt man doch der Politik ein hohes Maß an zweckorientiertem Wankelmut und Sprunghaftigkeit nach.
Ich bin anders, versichert Steinbrück. Das stimmt. Steinbrück ist
doppelzüngig, scheinheilig. Als ehemaliger NRW-Regierungschef
verkaufte er den besorgten Bürgern die geplante
Kohlenmonoxid-Pipeline als notwendig und sicher. Heute sagt er das
Gegenteil. Nur weil er, wie er behauptet, die Sorgen der Menschen vor
einem giftigen Stoff teilt? Das hätte er bereits als
Ministerpräsident tun müssen. Das Motiv für seine Umkehr liegt
woanders: Steinbrück bewirbt sich um ein Bundestagsmandat im Kreis
Mettmann. Die Wähler werden wissen, wie sie diese Anbiederei zu
bewerten haben.
Steinbrück fällt zudem seinen NRW-Parteifreunden in den Rücken.
Auch für sie stand die Pipeline-Sicherheit stets an erster Stelle.
Wir haben es immer schon geahnt: Das Wort endgültig gibt es in der
Politik nicht.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Norbert Robers)