WAZ: Die Demografie und die Wahrheit
Archivmeldung vom 19.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Loh-Schule in Dortmund kämpft ums Überleben. Sie wirbt mit Transparenten und Unterschriftenlisten. Tausende haben sich eingetragen. Aber nur 13 Schüler sind angemeldet. Zu wenig. Man schließt. Grundschulen haben es schwer, wenn die Kinder fehlen. Sie werden im Ruhrgebiet massenweise die Existenzgrundlage verlieren.
Wie die Hallenbäder, deren Unterhalt zu teuer ist für 50 Besucher am Tag. Wie Buslinien und Geschäfte, denen die Kunden wegsterben. Alles wird eine Nummer kleiner sein. Denn die Demografie schlägt zu. In diesem Land stehen dann wenige Junge vielen Alten gegenüber. Das wirkt in alle Lebensbereiche: Stadtszenen ändern sich. Kinderspielplätze werden überflüssig. Im Job fehlt Nachwuchs. Berufsbilder orientieren sich neu. In den Parlamenten haben die Rentner eine bequeme Mehrheit. Die Pflege wird teuer, die Rentenformel obsolet. Bis zur Jahrhundertmitte ist diese Entwicklung nicht zu stoppen. Erst dann wird sie sich entspannen. Die Politik muss die Wahrheit über die Folgen sagen, und die Bürger, die länger gesund und fit sein werden, werden das Signal verstehen: Anpassung ist verlangt. Es macht sich lächerlich, wer dann gegen die Rente mit 67 ist.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung