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Westdeutsche Zeitung: Deutschland, einig Fußball-Land

Archivmeldung vom 05.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

War das ein Wochenende! Ganz Deutschland sprach über nur ein einziges Thema: Fußball. Millionen feierten im Freien - fröhlich und friedlich. Drei Farben beherrschten das Bild - Schwarz, Rot, Gold. Und das auch im übertragenen Sinne: Schwarz-Gelb war für zwei herrliche Sommertage ebenso wenig ein Thema wie Rot-Grün. Niemand wollte etwas von den quälenden politischen Streitereien der vergangenen Wochen wissen - das war alles weit, weit weg.

So weit, wie Bundeskanzlerin Merkel, die sich im Stadion von Kapstadt losgelöst von den Sorgen des Berliner Alltags zeigte: So herzlich, so unverkrampft können wir Deutsche uns über die schönste Nebensache der Welt freuen, über ein Fußballspiel. Wie könnte man besser für dieses Land werben? Nicht nur die Tatsache, dass unsere Fußballer jetzt in der Runde der vier besten Nationen spielen, hat diesen kollektiven Jubelsturm ausgelöst, sondern das Wie. Ganz Deutschland ist sich einig in der Analyse: Eine junge Mannschaft spielt dieses so leicht zu begreifende Spiel so begeisternd schön, mit Herz und Aufopferung. Das ist kein Kraftfußball, wie ihn die feinen Techniker aus Südamerika über Jahrzehnte gefürchtet haben, wenn es gegen Deutschland ging. Diesmal spielen die Teutonen den südamerikanischen Fußball - und die Brasilianer sind inzwischen nur noch Zuschauer. So, wie die Titelverteidiger aus Argentinien. Die Mannschaft ist der Star - für diese Binsenweisheit muss man im Sportfernsehen fünf Straf-Euro ins sogenannte Phrasenschwein zahlen. Aber auf die deutsche Auswahl 2010 trifft das Bild zu. Joachim Löw hat auf die Jugend gesetzt und alles richtig gemacht. Und er hat an seinen zuletzt glücklosen Lieblingsschülern Podolski und Klose festgehalten - sein zweiter Glücksgriff. Sind wir doch mal ehrlich - vor der Reise nach Südafrika, als klar war, dass ehemalige Leistungsträger wie Kuranyi, Frings und Ballack nicht mit von der Partie sein werden, hat die große Schar der Freizeit-Bundestrainer der deutschen Auswahl zwar das Überstehen der Vorrunde erwartet - aber schon das Weiterkommen gegen England galt als Zugabe. Nun sind die Jungs mit dem Adler auf der Brust im Halbfinale - und ganz Deutschland freut sich auf die nächste Zugabe. Am Mittwoch gegen Spanien.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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