Lausitzer Rundschau: China, der Tibet-Konflikt und Olympia
Archivmeldung vom 19.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Türen zu, alle ausländischen Zeugen raus, und dann wird geprügelt, bis zum Totschlag, wird eingesperrt, verboten und unterdrückt. Das ist Tibet in diesen Tagen. Das war Burma vor wenigen Monaten. Ekel, nichts als Ekel, kann einem noch aufsteigen, wenn die Chinesen der Welt in diesem Sommer in Peking ein olympisches Eröffnungsfest voller Farbenfreude, Frieden und Harmonie präsentieren werden.
Ein sportlicher Boykott wäre jedoch ein stumpfes Schwert. Er missbraucht die Athleten, die nur laufen, werfen, siegen wollen und dafür hart gearbeitet haben, für eine politische Geste von geringem Wert. Die Politik darf sich hinter den Sportlern nicht verstecken, sie selbst muss ihren Protest äußern. Keine Präsenz hochrangiger Staatsgäste aus demokratischen Ländern bei den Sommerspielen und klare Appelle an China, sich dem Dialog mit dem Dalai Lama zu stellen und eine weitgehende Autonomie Tibets zu ermöglichen. Das ist die Konsequenz, die jetzt mindestens notwendig ist. Kein Kuschen vor einer Diktatur, bloß weil sie mächtiger und wirtschaftlich bedeutender ist als andere. Diktaturen bieten ideale Austragungsbedingungen für olympische Spiele: höchste Sicherheit und beste Vermarktungschancen. Mit Blut an den Händen. Dass es im Internationalen Olympischen Komitee nicht wieder Stimmen von Vertretern demokratischer Länder für Bewerberstädte wie Peking gibt, das ist die zweite Konsequenz, über die diskutiert werden muss. Auch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund.
Quelle: Lausitzer Rundschau