Lausitzer Rundschau: Zu den Umweltzonen in Berlin und weiteren Städten
Archivmeldung vom 10.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJetzt werden tatsächlich viele Berliner glauben, dass sie in einer gesünderen Umwelt leben. Die seit Jahresbeginn im City-Bereich geltende Umweltzone mit Fahrverbot für ältere Autos ohne Katalysator senkt nach Angaben der Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) die Feinstaubbelastung um drei bis fünf Prozent, an stark befahrenen Straßen um bis zu 25 Prozent. Rechnerisch ist das äußerst fragwürdig.
Denn nach einer an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus erarbeiteten Studie ist in Berlin der Anteil der Kraftfahrzeuge, die keine Plakette erhalten, so gering, dass er kaum ins Gewicht fällt. Der Autoclub ADAC kommt, bezogen auf das gesamte Bundesgebiet, zum selben Ergebnis. Wenn aber sowieso fast alle Autos die Umweltplakette erhalten, warum müssen dann Umweltzonen eingerichtet werden? Die Antwort dürfte schlicht lauten: Weil sich dafür Plaketten verkaufen lassen. Das ist wohl wichtiger, als dem Bürger ehrlich zu sagen, dass er weiterhin mit Feinstaubbelastung leben muss. Und die kommt keineswegs vorrangig vom Verkehr. Vor allem Kraftwerke, Heizungsanlagen sowie Industrie und Güterumschlag sorgen für Feinstaub. Ebenso schweben vulkanische Aerosole, Meersalze, Partikel aus der Bodenerosion, Pollen, Sporen und Mikroorganismen in der Luft. Die Menge der durch Menschen verursachten Feinstaub-emissionen ist in Deutschland in den vergangenen 40 Jahren nach Angaben des Umweltbundesamtes um das 15-Fache gesunken. Von den zuletzt etwa 0,2 Millionen Tonnen im Jahr entfällt nur ein Sechstel auf den Verkehr. Aber da ist auch der Abrieb von Reifen, Bremsen und Fahrbahn dabei. Dabei fallen ein paar Altautos nicht ins Gewicht. Aber was fällt ins Gewicht? Der Plakettenverkauf als Geldquelle. Denn zahlen müssen alle - auch Halter sauberer Autos.
Quelle: Lausitzer Rundschau