Börsen-Zeitung: Zehn kleine Euro-Länder
Archivmeldung vom 02.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNa klar, Zypern ist nicht Griechenland. Und nicht Portugal. Und Irland sowieso nicht. Zypern hat keine Defizitzahlen schöngefärbt. Zypern hat selbst heute noch eine Schuldenquote, von der andere Länder träumen. Und Zypern hat sich nie an der Rettung heimischer Banken verhoben. Vielmehr leidet Zypern unter einem Explosionsunglück und unter der Abhängigkeit von griechischen Banken. Zumindest für das erste Problem trägt das Land keine Schuld. Zudem wäre es recht einfach, Zypern zu retten. In Zeiten, in denen die Milliarde zur kleinsten Zähleinheit geworden ist, kommt einem der Kapitalbedarf winzig vor. Mancher mag sich an Erdnüsse erinnert fühlen.
Und trotzdem: Ein Hilferuf Zyperns bliebe alles andere als folgenlos. Für die EU-Kommission und die Eurogruppe wäre es eine schwere Belastung, wenn nun auch noch Zypern als viertes Euro-Mitglied unter den Euro-Rettungsfonds schlüpfte.
Erstens, weil ein weiteres Notpaket neue Ängste vor der Ansteckungsgefahr schüren würde. Ein (im doppelten Wortsinn) Fall Zyperns dürfte Spanien und Italien in noch ärgere Probleme bringen und wieder Debatten über Belgien oder die Slowakei auslösen, weil er die Frage provozierte, wer der Nächste in dieser scheinbar unendlichen Schuldenkrisen-Saga ist.
Zweitens wäre ein Hilfsantrag Zyperns fatal für die Bemühungen um die Rückgewinnung des Vertrauens in die Währungsunion, weil nicht nur die Zahl der Hilfsempfänger um einen steigen, sondern auch gleichzeitig die Zahl der Euro-Länder, die für die Hilfen bürgen, um eines sinken würde. Ganz wie beim bekannten Zählreim in Liedform: Da waren's nur noch 13. Längst konzentrieren sich Sorgen und Spekulationen nicht nur darauf, ob die Hilfen reichen, um einem Land Zeit zur Sanierung zu geben. Sondern auch darauf, ob künftig genug Euro-Staaten ausreichend finanzstark sind, um den Schirm abzusichern.
Gewiss, Zypern trägt nicht einmal eine Milliarde an der EFSF-Garantiesumme. Aber gerade die Annahme, dass die Kleinen doch wohl kaum das große Ganze in Gefahr bringen könnten, hat sich als kolossale Fehleinschätzung erwiesen - in Griechenland, in Portugal, in Irland. Es wäre deshalb töricht, die Verwerfungen zu unterschätzen, die selbst Zypern auslösen kann. Deshalb gibt es keinen Anlass zur Leichtfertigkeit im Umgang mit Zypern. Es muss das Ziel bleiben, dass sich das Land selbst im Spiel hält und nur im Notfall unter den Schirm schlüpft. Weder voreilig noch vorbeugend - und schon gar nicht, weil es doch sowieso nur um einen Euro-Zwerg geht.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots)