Neue OZ: Wutbürger
Archivmeldung vom 21.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAus Frust wird Empörung: Auch in Spanien haben sich Tausende Jugendliche und junge Erwachsene über das Internet mobilisiert. Ein breites Bündnis zieht wütend auf die Straßen. Aus Ärger über einen unpopulären Sparkurs werden sie morgen bei den Regionalwahlen wahrscheinlich die Sozialisten abstrafen, die seit 2004 in Madrid an der Macht sind. Doch die Kritik der Demonstranten richtet sich ebenso gegen die Konservativen. Die etablierten Parteien im krisengebeutelten Spanien muss diese Wut alarmieren.
Bemerkenswert ist, dass sich erstmals Demonstranten in einem Land der EU von der Rebellion in der arabischen Welt anstecken lassen. In Nahost wie in Südeuropa flammen die Proteste so heftig auf, weil eine weitverbreitete Korruption, hohe Jugendarbeitslosigkeit und ungünstige Zukunftsaussichten die Unzufriedenheit schüren.
Doch in Tunesien, Ägypten, Syrien, Libyen und Bahrain verfolgten die Menschen ein klares Ziel: den Sturz ihrer Potentaten. Im Unterschied dazu wirkt die Unzufriedenheit der Demonstranten diffuser. Denn eine "Ich bin dagegen"-Haltung kann stets nur ein Anfang sein. Noch fehlen den jungen Spaniern politische Führungsfiguren und klare Ziele. Hätten sie beides, wäre ihre Schlagkraft weit größer.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)