Rheinische Post: Sunniten-Ängste
Archivmeldung vom 31.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Streit um die irakische Verfassung ist noch lange nicht ausgestanden. Im Gegenteil. Er gewinnt an Kraft und wird gefährlich. Auch wenn der Entwurf vor wenigen Tagen unterschrieben wurde, so ist unwahrscheinlich, dass er jemals umgesetzt wird. Das fürchten auch die Amerikaner. Ihr Botschafter in Bagdad sagt es deutlich, er glaube nicht, dass die endgültige Fassung des Textes schon vorliege.
Damit
spielt er auf Zeit. Doch der Grund liegt nicht in schludrigen
Vorarbeiten. Er liegt in der Unzufriedenheit der Sunniten, die mit
ihrer Haltung Kurden und Schiiten herausfordern. Damit werden die
Sunniten zum Zünglein an der Machtfrage, obwohl sie nur rund ein
Drittel der 95 Prozent der irakischen Muslime stellen. Die restlichen
zwei Drittel sind Schiiten.
Die Sunniten wollen offensichtlich wie zu Zeiten Saddam Husseins,
als sie das Sagen im Land hatten heute erneut dominieren. Sie rufen
zu einer nationalen Front der Verweigerung gegen die Verfassung auf
und verdrängen, dass sie es waren, die die Kurden im Norden und die
Schiiten im Süden verfolgten und drangsalierten. Nun fürchten sie zum
Verlierer der Geschichte zu werden. Mit ihrer Verweigerungshaltung
fördern sie genau das. Kurden und Schiiten werden sich ihnen nie mehr
unterordnen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post