Rheinische Post: Leicht gebremst
Archivmeldung vom 19.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass Unternehmer in Deutschland zuletzt kaum investiert haben, hat weiß Gott nicht an zu hohen Zinsen gelegen, sondern vielfach an der immensen Verunsicherung darüber, wohin die Reise politisch geht. Deshalb ist die Ankündigung des EZB-Präsidenten Trichet keine nationale Katastrophe.
Aber der sich anbahnende Zinsschritt bremst
natürlich den leichten Aufschwung, der sich zuletzt angebahnt hat.
Das ist auch eine Sache der Psychologie und nicht nur der nackten
Zahlen.
Umso wichtiger sind die Schlussfolgerungen, die die Tarifparteien aus
Trichets Ankündigung ziehen. Sie hat der Zentralbanker gestern im
Grunde schon in die Pflicht genommen. Denn nur vernünftige Abschlüsse
zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften lassen hoffen, dass der
Aufschwung sich durchsetzt. Höhere Löhne dagegen machen Waren teurer
und lösen weitere Zinserhöhungen aus. Überzogene Lohnforderungen sind
also fehl am Platz.
Sollte die EZB Anfang Dezember tatsächlich die Zinsen erhöhen, hätte
sie allen Politikern, die nach niedrigen Zinsen gerufen haben,
widerstanden. Auch dieses neue Signal der politischen Unabhängigkeit
ist enorm wichtig - egal, wie man die Zinsentwicklung ökonomisch
bewertet.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post