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Westdeutsche Zeitung: Angeschlagene Postbank bittet die Aktionäre zur Kasse

Archivmeldung vom 28.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Überraschend stand gestern die Postbank am Abgrund. Sie offenbarte erstmals, einen großen Posten Papiere der US-Pleitebank Lehman im Portefeuille zu haben und meldete fast eine halbe Milliarde Euro Verluste. Doch statt unter den staatlichen Schutzschirm zu schlüpfen, den der Bund für solche Fälle aufgespannt hat, bittet sie zur Lösung des Problems ihre Aktionäre zur Kasse.

Das ist verwunderlich, denn über ihren Großaktionär Deutsche Post ist diese Bank noch zu großen Teilen staatlich. Also selbst staatsnahe Banken meiden wie bisher der Privatsektor die Staatsknete.

Ganz auf der Linie seines künftigen Chefs Josef Ackermann - die Deutsche Bank will ab 2009 das Bonner Institut sukzessive übernehmen - plädierte Postbank-Chef Wolfgang Klein für privatwirtschaftliche Lösungen. Auch im Falle der Zuspitzung der Krise lehnte er Staatshilfe ab.

Der Fall zeigt erneut, dass Merkels eilig zusammengezimmerter Schutzschirm Konstruktionsfehler hat. Der größte dürfte sein, dass Deutschland anders als das Ausland auf absolute Freiwilligkeit setzt. Die Banken können Hilfe annehmen, oder es lassen.

Die Amerikaner sind da rigoroser. Sie verordnen ihren Banken zwangsweise Staatskapital, damit ihr Finanzmarkt wieder rund läuft und keine Kreditklemme für Privatleute und Industrie auftaucht. Die Briten sind das Problem sachlicher angegangen. An allen Banken, die eine Kernkapitalquote von unter neun Prozent aufweisen, beteiligt sich automatisch der Staat. Das Kernkapital ist quasi das Eigenkapital einer Bank und zeigt an wie viel Prozent der herausgelegten Kredite mit Eigenmitteln gedeckt sind. Nach dieser Definition wären praktisch alle deutschen Banken bereits unter dem Schutzschirm - höchsten die Deutsche Bank mit 9,3 Prozent noch nicht. Die Postbank dagegen mit 5,5 Prozent erreicht eine Quote, bei der bald die Finanzaufsicht einschreiten sollte.

Angesichts der sich verschärfenden Finanzkrise sollten die Privatbanken ihre Scheu ablegen, sich mit der Annahme der Hilfen als schwächelnd zu outen. Der Bankensektor sollte gemeinsam die angebotenen Milliarden abrufen, denn auch international werden die Plätze unter "gepäppelten" Banken neu verteilt. Falls das weiter nicht geschieht, muss bald die "Zwangsbeglückung" folgen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Ingo Faust)

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