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Börsen-Zeitung: Keine Schnäppchen mehr, Kommentar zur Übernahme der Norisbank durch die Deutsche Bank

Archivmeldung vom 05.08.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Die Deutsche Bank sorgt in ihrem Heimatmarkt für Aufsehen. Binnen sechs Wochen mehr als 600000 neue Privatkunden: Respekt. Dass dieser Zugewinn von Anteilen innerhalb so kurzer Zeit und in einem verteilten Markt, in dem mit harten Bandagen gekämpft wird und in dem deshalb hoher Margendruck herrscht, nur über Akquisitionen möglich ist, liegt auf der Hand.

Zweimal aber - der Wille gehört auch dazu - hat sich die Deutsche Bank in Bieterverfahren durchgesetzt und namhafte Mitbewerber wie Commerzbank und Citibank ausgestochen, erst bei der Berliner Bank und jetzt auch - überraschender als in der Hauptstadt - bei der Norisbank.

Uneingeschränkt als Gewinner steht der deutsche Branchenprimus dennoch nicht da. Die Akquisitionen kosten zusammen immerhin runde 1,1 Mrd. Euro. Ob sich dieser Einsatz rentieren wird? Dass die Deutsche Bank bei der Berliner Bank bereit ist, mit 680 Mill. Euro quasi das Vierfache des Buchwertes für ein Institut zu zahlen, lässt sich gutwillig mit dem Symbolwert des Auftritts in der Hauptstadt erklären. Warum aber ein ebensolcher Aufschlag für ein Ratenkreditinstitut akzeptiert wird, das nur entkernt übernommen werden kann, hinterlässt ein noch größeres Fragezeichen. Die Deutsche Bank erwirbt mit der Norisbank Filialen, Kunden und Marke, nicht aber das, was seit mehr als zwei Jahren immer mehr Kreditgenossen erfreut hat: eine Kreditfabrik mit einem offenbar gut funktionierenden Risikomanagement und Scoringsystem samt einem im deutschen Privatkundensektor breit etablierten Ratenkreditprodukt.

Wenn es der als Investmentbank zuletzt so erfolgreichen Deutschen Bank mit der Neuerwerbung vor allem darum ging, ihre Basis im Privatkundengeschäft zu verbreitern, für eine stabile Ergebniskomponente zu sorgen und nebenbei ein Bekenntnis zum Heimatmarkt abzugeben, dann hat sie neuerlich ein Signal gesetzt.

Freuen dürfen sich jedoch auch in diesem Fall vor allem die Verkäufer. Der veräußerte Teil der Norisbank hat ihnen mit 420 Mill. Euro den Preis eingebracht, den sie vor drei Jahren für den Erwerb des gesamten Instituts samt Kredit an die HVB zahlten. Ein weiterer Anhaltspunkt für die Wertsteigerung, den das deutsche Retailgeschäft in der Zwischenzeit erfahren hat und dafür, dass es Schnäppchen in diesem Markt nicht mehr gibt.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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