Börsen-Zeitung: Fast alles im Lot
Archivmeldung vom 26.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPorsche ist bekannt für seine vorsichtigen Prognosen. Wenn aber Vorstandschef Wendelin Wiedeking nach der Hälfte der diesjährigen Strecke mit den Freudentränen kokettiert, die ihm über die Wangen rollen werden, sofern bis zum Ende des Geschäftsjahres 2007/08 am 31. Juli nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht, dann ist klar: Die Erfolgsgeschichte des Sportwagenbauers aus Zuffenhausen setzt sich fort.
Dabei ist es trotz riesiger Gewinne im Zusammenhang mit der industriell logischen VW-Beteiligung eigentlich nur zweitrangig, ob dieses Engagement nun null, 31 oder 50 plus beträgt. Denn auch im Kerngeschäft lässt Porsche weiterhin die Muskeln spielen.
Alle Absatzregionen lieferten seit dem Geschäftsjahresbeginn im August einen Wachstumsbeitrag, selbst in Deutschland und im schwierigen US-Markt läuft der Motor bisher rund. Ein prozentual zweistelliges US-Verkaufsplus in den sechs Monaten bis Ende Januar zeugt von der ungebrochenen Faszination, die ein Porsche zwischen San Francisco und New York bei der amerikanischen Klientel entfaltet. Die Ausfallraten in Nordamerika sind trotz Subprime-Krise bisher nicht gestiegen. Und selbst wenn die USA in die Rezession abdriften sollten, was Wiedeking nicht ausschließt, wird das den Porsche-Lenker nach eigenem Bekunden nicht um den Schlaf bringen. Wurden die dortigen Lagerbestände doch auf Baldrian-Niveau heruntergefahren, wie er deutlich machte. Von den "Emerging Markets" ganz zu schweigen. Dort brummt das Geschäft richtig und verringert die Abhängigkeit Porsches von den derzeit nicht leichten und ziemlich gesättigten Märkten in Deutschland und in den USA.
Operativ ist also alles im Lot. Wären nicht die CO2-Diskussion und der Vorstoß der Bundesjustizministerin in Sachen VW-Gesetz, der Porsche-Lenker dürfte zu den glücklichsten Automanagern der Welt gehören. Die Attacken Wiedekings Richtung CO2-Vorschläge der EU-Kommission und Gesetzesinitiative von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries sind allerdings deutlich mehr als Theaterdonner. Wiedeking weiß, dass ihn beide Initiativen in der unternehmerischen Freiheit deutlich behindern können, und dies in einer Weise, die über die Beschränkungen eines ordnungspolitisch vernünftigen Rahmens hinausgehen.
Quelle: Börsen-Zeitung