WAZ: Die Loveparade als Glücksfall
Archivmeldung vom 24.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan muss vielleicht noch einmal an den 1. Juli 1989 erinnern. An einen verregneten Samstagnachmittag in West-Berlin. Hundert Feiernde ziehen mit zwei Pritschenwagen über den Ku'damm, von denen elektronische Musik herunterdröhnt. Sie tanzen und werfen Bonbons, Passanten halten die Truppe für einen lustigen Spinnerhaufen. Daraus ist die größte Tanzveranstaltung der Welt geworden.
Natürlich hat die Loveparade durch die hemmungslose Kommerzialisierung über die Jahre manches eingebüßt, ist zum Medienspektakel geworden; Sauforgien, die an Ballermann-Verhältnisse erinnern, und Müllberge im Zugspitzformat haben die Zahl der Kritiker vor allem in Berlin wachsen lassen. Und doch gibt es in der Hauptstadt nicht wenige, die sich die Party an ihren Geburtsort zurückwünschen.
Für das Ruhrgebiet, das zweifellos stärker um Wahrnehmung buhlen muss, ist die Loveparade ein Glücksfall, selbst im geschrumpften Format, das Duisburg am heutigen Samstag erleben wird. Man muss kein Marketingexperte sein, um zu wissen, dass der Werbeeffekt riesig ist. Man müsste gewaltige Summen bewegen, um überregional eine derartige Aufmerksamkeit zu erregen. Im Zusammenspiel mit dem Still-Leben auf der A 40 bleiben vielleicht einmal Bilder aus dem Revier haften, die nicht nur von Sorgen künden. Vorausgesetzt natürlich, es geht alles gut.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung