Lausitzer Rundschau: Zu: Deutschland fällt laut internationalem Bildungsbericht zurück
Archivmeldung vom 13.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWissen, aus dem hochwertige Produkte entstehen, ist unsere einzige Wohlstandsbasis. Massenproduktion können längst auch andere und vom gegenseitigen Haare schneiden werden wir auch als Dienstleistungsgesellschaft nicht satt.
Viele Studien, Pisa, Igel und
jetzt der OECD-Bericht, haben die Mängel unseres Bildungssystems
genau beschrieben. Es gleicht einer maroden Wasserleitung. Es
versickert zu viel. Wir lassen zu viel ungenutzt. Viele Nebenrohre
und Abzweigungen sind verstopft, die Durchlässigkeit ist gering. Am
Ende kommt zu wenig heraus. Nur 20,6 Prozent Hoch- und
Fachhochschulabsolventen bedeuten mittelfristig den Verlust der
Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft.
Was am wenigsten hilft, sind ideologische Grabenkämpfe. Die toben um
das dreigliedrige Schulsystem und die Einheitsschule. Doch sind die
Begriffe völlig egal. Es muss darum gehen, dass wir kein einziges
Kind unterwegs verlieren. Warum redet man seit Jahren über die
frühkindliche Sprachförderung, warum praktiziert man sie nicht? Warum
müssen Eltern selbst für Nachhilfeunterricht sorgen, warum nicht die
Schule? Warum bedeutet die Entscheidung für oder gegen den Besuch
einer höheren Schule in der vierten Klasse für die einen Karriere,
für die anderen ein Arbeitsleben an der Kasse? Die
leistungsorientierten Schichten wollen die frühzeitige Trennung. Und
man kann sie sogar verstehen. Weil eine Einheitsschule hierzulande
nicht wäre wie in Finnland, wo alle zusammen bis zur neunten Klasse
betreut werden, aber jedes Kind individuell. Wer die Ausgaben nicht
drastisch erhöht und wer an dem starren, beamtischen Schul- und
Besoldungssystem festhält, der braucht über Reformen gar nicht erst
zu reden.
Unsere Hochschulen wurden zu lange als Elfenbeinturm der Wissenschaft
gehegt. 25 Prozent Studienabbrecher sind nichts als eine gigantische
Verschwendung. Nun drängen abiturstarke Jahrgänge an die
Universitäten. Was machen die Länder mit dieser plötzlich sprudelnden
Quelle? Sie würgen sie mit Numerus Clausus und Studiengebühren ab.
Die Vorbereitung auf den um 500 000 Studienplätze ansteigenden Bedarf
ist nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Zumindest nicht in den
Finanzplänen.
Die Bildungspolitik sei doch bereits eine Großbaustelle, künden die
Politiker. Ja, es tut sich viel. Aber auch schnell genug? Auch
richtig? Es ist eine Baustelle, auf der 16 Länder-Klempner in 16
Zimmern vor sich hinwerkeln, auf der ein Masterplan fehlt, auf der
die Arbeitstempi höchst unterschiedlich sind und in die nicht genug
Geld investiert wird. So kann das nichts werden mit der neuen
Wasserleitung.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau