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Lausitzer Rundschau: zu: 20 Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl

Archivmeldung vom 22.04.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.04.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Am 26. April ist es 20 Jahre her, dass der Reaktorunfall von Tschernobyl die Welt erschütterte. Auf einmal waren es nicht mehr nur wenige Kernkraftgegner, die auf die Risiken hinwiesen. Plötzlich fragte sich halb Europa, welche Konsequenzen das Unglück für das weitere Leben haben würde.

Obwohl Tschernobyl tausende Kilometer entfernt lag, waren die Auswirkungen und das Problem auf einmal ganz nah. Seit diesem Gau hat die Diskussion um die Nutzung der Atomkraft nicht mehr nachgelassen. Angesichts extrem steigender Öl- und Gaspreise ist die Debatte heute weltweit sogar neu entbrannt. Während die Atomlobby nicht müde wird, darauf zu verweisen, dass die Nutzung der Kernenergie die preiswerteste Möglichkeit der Energieversorgung sei, verweisen die Gegner nicht ohne Grund unermüdlich auf die damit verbundenen Risiken. Frankreich und Finnland bauen Atomkraftwerke der neuen Generation. Großbritannien will seinen Nuklearpark wiederbeleben, um unabhängiger vom Erdgas zu werden. In Deutschland ist seit dem Ende der rot-grünen Bundesregierung die Debatte um den Ausstieg aus der Atomenergie neu entfacht. Auch in Osteuropa, den USA und Kanada ist die Renaissance des Atomstroms angebrochen. Asien entwickelt sich sogar zu einem neuen Eldorado der Kernenergie. Zu welchem Preis für die Zukunft all das geschieht, kann keiner genau sagen.
Auch wenn mit dem Bau neuer Anlagen Tatsachen geschaffen werden, die Diskussion darum kann und darf so nicht beendet werden. Noch sind zu viele Fragen offen - Fragen, die das Reaktorunglück von Tschernobyl und seine Auswirkungen, die bis in die heutige Zeit reichen, betreffen. Aber auch zahlreiche technische und gesundheitliche Fragen, die es noch zu klären gilt. Noch immer sterben Menschen an den Folgen des Unglücks vom April 1986 oder müssen sie gesundheitliche Handicaps in Kauf nehmen. Die Technik ist heute zwar sehr ausgereift und viele Sicherungssysteme sind eingebaut, ein Versagen kann trotzdem niemand ausschließen. Zu keinem Zeitpunkt. Zumal nicht in Deutschland, wo die Atomkraftwerke auf einem veralteten technischen Stand sind, wie eine Reihe von Wissenschaftlern bestätigt. Hinzu kommt, dass die Diskussion um die Atomenergie nicht nur eine ökonomische ist. Angesichts der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit dem Iran und dessen Atompolitik, sollte sehr genau abgewogen werden, wie weit man in der Entwicklung und Nutzung der Kernenergie geht. Eine Rückbesinnung auf die Natur sowie eine verstärkte Forschung und Entwicklung in Sachen regenerativer Energien ist für die Zukunft dringend notwendig. Nicht nur, weil es uns vor neuen Schreckensbildern á la Tschernobyl, Hiroshima oder Nagasaki bewahren würde. Sondern auch, weil es für die Zukunft unseres Planeten und der darauf lebenden Menschen und Tiere unabdingbar ist.

Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau

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