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Das WESTFALEN-BLATT zum Thema Beginn der Montagsdemos in Leipzig vor 20 Jahren

Archivmeldung vom 09.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der 9. Oktober 1989 ist der Tag, an dem unbändiger Mut die einzige friedliche Revolution begründete, die es jemals auf deutschem Boden gab. Nur wer sich die dramatischen Stunden jenes Tages in Erinnerung ruft, wer die Berichte der Zeitzeugen studiert, wer noch einmal die Angst in ihren Augen sieht und aus ihren Worten hört, kann erahnen, was sich damals in den frühen Abendstunden im Zentrum von Leipzig abgespielt hat.

In einer Mischung aus Todesangst und Entschlossenheit gehen 70 000 Menschen auf die Straße, um für Veränderung und den Aufbruch in eine neue Zeit zu demonstrieren. Jeder weiß, auf was er sich einlässt. 10 000 Einsatzkräfte von Polizei, Nationaler Volksarmee, Bezirkskampfgruppen und Staatssicherheit sind aufmarschiert und haben aufmunitioniert. Ihren Auftrag hat der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker selbst formuliert: »Mit der Konterrevolution ist Schluss zu machen - ein für allemal.« Doch es soll ganz anders kommen. Schon am Nachmittag nimmt Pfarrer Christian Führer 1000 SED-Funktionäre, die die Nikolaikirche lange vor dem Beginn des Friedensgebetes »besetzt« hatten, mit Worten in den Kreis der Gemeinde auf. Ein wertvoller Anfang ist gemacht. Später das gleiche Bild auf dem Leipziger Ring: Die Menschen demonstrieren friedlich. Störer haben keine Chance. Das Motto der Montagsdemonstranten gilt: »keine Gewalt«. In ihren Hände tragen sie Kerzen, nicht Waffen. Ihr Ruf »Wir sind das Volk« hat sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Doch sie singen auch die Internationale. So reichen sie ihrem Gegenüber die Hand. Das Lied der sozialistischen Arbeiterbewegung wird quasi zur christlichen Geste. Laut tönt der Appell an die Einsatzkräfte: »Schließt euch an!« Solidarität, die entwaffnend wirkt. Noch heute heißt es treffend: »Mit Kerzen hatte die Stasi nicht gerechnet.« Die Teilnehmer der Friedensdemonstration haben an diesem Abend das Licht in die Dunkelheit getragen. Sie haben gezeigt, dass es sich lohnen kann, für eine Sache zu kämpfen, mag es auch noch so aussichtslos erscheinen. Diese Leistung ist einmalig und kann doch Vorbild für uns sein. Was vor 20 Jahren in Leipzig seinen Anfang nahm, führte zur deutschen Wiedervereinigung und reichte weit darüber hinaus. Der 9. Oktober 1989 war der Tag, an dem mutige Menschen in Leipzig alles gewagt haben und die Welt viel gewonnen hat. Der 9. Oktober gehört deshalb den Menschen, die ihn möglich gemacht haben. Der 9. Oktober ist für uns alle Mahnung, sich daran zu erinnern und danach zu handeln. Nicht nur heute, sondern immer.

Quelle: Westfalen-Blatt

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