WAZ: Bush warnt vor 3. Weltkrieg Die Zeichen an der Wand
Archivmeldung vom 19.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Rhetorik des amerikanischen Präsidenten ist der Konflikt mit dem Iran längst eskaliert. Dabei ist der "Dritte Weltkrieg", vor dem Bush nun warnt, nicht einmal ein völlig neuer Ton. Die drastische Wortwahl liegt vielmehr ganz auf der Linie dessen, was Bush seit Jahren sagt.
Mal spricht er vom "nuklearen
Holocaust", mal von der "Achse des Bösen" oder den "Vorposten der
Tyrannei". Man sollte das alles nicht einfach als Drohung und
Dramatisierung abtun. Man sollte es ernst nehmen.
Denn dahinter steckt ja ein psychologisch nachvollziehbarer
Vorgang: Bush will warnen. Die Welt steuert auf eine Katastrophe zu -
das ist Bushs Botschaft. Und weil er meint, dass diese Botschaft
immer noch nicht richtig verstanden worden ist, dreht er
zwischendurch immer mal wieder die Lautstärke auf und warnt noch
eindringlicher.
Im Konflikt um die iranischen Nuklear-Ambitionen sind sich
Europäer und Amerikaner in zwei entscheidenden Punkten immer einig
gewesen: Es soll verhindert werden, dass der Iran Atomwaffen
entwickelt, und dieses Ziel soll mit diplomatischen Mitteln erreicht
werden. Doch eine Frage ist immer offen geblieben: Was soll
geschehen, wenn am Ende eines langen Sanktionspro-zesses alle
diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind? Sollte man, statt von
der "militärischen Option" und dem "Dritten Weltkrieg" zu
schwadronieren, vielleicht lieber Vorbereitungen dafür treffen, wie
eine wirkungsvolle Abschreckungspolitik entwickelt werden kann?
Das
sind alles hässliche Fragen. Aber unter Sicherheitsexperten ist das
die Debatte, die gerade geführt wird.
Die vorläufige Antwort lautet: Viele könnten sich mit iranischen
Atomwaffen abfinden. Das gilt zum Beispiel für die Europäer, die mit
Abschreckung bessere Erfahrungen gemacht haben als mit den Versuchen,
politische Probleme militärisch zu lösen. Es gilt auch für China, das
vom Iran nichts zu fürchten hat. Und erst recht gilt es für Russland,
das mit einem nuklear aufgerüsteten Iran doch wohl oder übel leben
könnte. Putin hat ja gerade den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad
hofiert. Putin teilt zwar Bushs Sorge, dass eine immer größere
Weiterverbreitung von Atomwaffen die Sicherheitsarchitektur der Welt
destabilisieren könnte. Aber für Ahmadinedschads trotziges Auftreten
gegen die Supermacht USA hat er auch ein wenig Sympathie.
Wie man es dreht und wendet, und auch wenn man Bushs Wortwahl für völlig verfehlt hält, man kann die Zeichen an der Wand doch schon in etwa entziffern. Sie verheißen nichts Gutes.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung