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Lausitzer Rundschau: Warum Porsche-Chef Wiedeking scheiterte

Archivmeldung vom 24.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Er hat in gut 16.Jahren aus einem Scherbenhaufen den zeitweise lukrativsten Autobauer der Welt gemacht. Und er hätte am Ende beinahe wieder einen Scherbenhaufen hinterlassen.

Wendelin Wiedeking, bis zum Donnerstagmorgen Porsche-Chef und mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 80.Millionen Euro einer der reichsten Männer Deutschlands, ist ein Beispiel dafür, wie sehr Macht zum Pokern um mehr Macht verleitet. Er hatte die Vision, mit der kleinen, 8480.Mitarbeiter starken Porsche.AG den Riesen Volkswagen zu schlucken, der es immerhin auf 370.000.Beschäftigte bringt. Was er vorhatte, fasste Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) in dem Satz zusammen, er kenne keinen Fall, "bei dem der Schwanz mit dem Hund wedelt". Auch diesmal wedelte der Hund mit dem Schwanz. Porsche war durch Wiedekings Vision zuletzt mit zehn Milliarden Euro verschuldet und kommt nun nicht ans VW-Steuer, sondern wird Teil des VW-Getriebes. Ähnlich könnten die Macht- fantasien der Schaeffler-Gruppe ausgehen. Das Familienimperium mit 66.000.Beschäftigten wagte sich an die doppelt so große (133.000.Mitarbeiter) Continental.AG heran. Auch bei dieser feindlich begonnenen Übernahme eines großen durch einen kleineren Autozulieferer fehlt nun das Geld, das Management hat sich verhoben. Und an die Fälle in der deutschen Autobranche, bei denen eine Übernahme in jüngster Zeit formal geklappt hat, möchte keiner mehr erinnert werden. Daimler und BMW lecken noch heute ihre Wunden aus den teuren Chrysler- beziehungsweise Rover-Abenteuern. Wenn Engagements anders enden als von vermeintlichen Elite-Managern gedacht, so spricht das kaum für Strategiefähigkeit, sondern wohl eher für Machtbesessenheit. Viel zu selten wird die Frage gestellt, was Fusionen und Übernahmen für die oft Hunderttausende von Menschen bedeuten, die davon betroffen sind. Bei VW haben Beschäftigte gegen Porsche demonstriert, weil sie eine Beschneidung ihrer Mitbestimmungsrechte befürchteten. Ärgerlich ist außerdem eine zunehmende Unsitte: Ein "Investor" erwirbt eine Firma auf Kredit und lässt diese dann die Raten bezahlen. Das führte schon zu Pleiten und Jobabbau. Auch Porsche hatte eine Mitfinanzierung des VW-Kaufs durch VW per Gewinnabführungsvertrag im Sinn. Da war es gut, dass Niedersachsen mit seiner Sperrminorität von 20.Prozent an VW solches verhindern konnte, weil es staatliches Eigentum eben nicht kurzfristiger Gewinne wegen verscherbelt hat. Entgegen allen Parolen braucht der Staat mehr Möglichkeiten, gesellschaftliche Interessen zu wahren. Das Manager-Monopoly geht sonst über die Köpfe von Millionen Menschen hinweg.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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