Westfalenpost: Der ewige Taktiker
Archivmeldung vom 27.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Lebenstraum ist erfüllt: Horst Seehofer ist neuer CSU-Chef und als Zugabe wird er heute noch zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Die Ämter sind ihm nur so zugeflogen, nachdem die Wähler die CSU abstrafte.
Beckstein und Huber mussten ihre Posten quittieren, es kam die Zeit des Eigenbrötlers, dem die Finanzkrise zusätzlich in die Karten spielte und sämtliche Konkurrenten aus dem Weg räumte. Der ewige Taktiker durfte sich dabei der Unterstützung von Edmund Stoiber sicher sein, der im Wahlkampf intrigierte, um zum Königsmacher zu mutieren. Auf Kosten der absoluten CSU-Mehrheit. Sehen so Sieger aus? Oder anders: Wofür steht der große Charmeur der CSU? Vor einem Jahr noch intern höchst umstritten, muss ein Relikt der Kohl-Ära einen völligen Neubeginn wagen. Seehofer, als stur und unberechenbar beschrieben, hat die Aufgabe, in einer Koalition auf Augenhöhe mit der FDP Wege zu ebnen, die an den traditionellen Grundfesten der CSU nichts ändern darf. Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Nur wenn es ihm gelingt, die Partei moderner zu gestalten, wird er seiner Aufgabe gerecht. Zweifel sind mehr als angebracht. Der geschmeidige Seehofer bevorzugt eher Querschüsse aus München in Richtung Berlin, um Profil zu gewinnen. Angela Merkel wird schnell merken, dass die Koalition ein Jahr vor der Bundestagswahl aus drei Parteien besteht.
Quelle: Westfalenpost (von Jörg Bartmann)