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Börsen-Zeitung: Die Luft ist raus

Archivmeldung vom 28.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als der Vorstand von Infineon zur Bilanzvorlage im November mit einer allzu forschen Prognose in den Markt vorpreschte, nahmen ihm die Anleger das nicht mehr ab. Trotz neuer Rekordzahlen in der Erfolgsrechnung quittierten die Investoren den optimistischen Ausblick seinerzeit mit einem Kurseinbruch von 7,8%.

Wie sich nun herausstellte, waren diese Zweifel berechtigt. Am Mittwoch sackte die Aktie von Deutschlands größtem Chipkonzern zeitweise um 8,6% ab, als die Konzernführung mit einer abermaligen Umsatz- und Gewinnwarnung aufwartete. Die zweite Senkung der Jahresprognose binnen weniger Wochen gleicht einem Eingeständnis der Konzernführung, sich in der Geschäftsentwicklung verkalkuliert zu haben. Mehr noch: Statt eines bislang erwarteten operativen Gewinnzuwachses müssen die Anleger sich nun auf einen Ergebnisrückgang einstellen. Das wäre der erste Dämpfer seit 2010. Die Analysten sind nun gezwungen, ihre Schätzungen deutlich zu kappen, rechneten sie doch im Schnitt für 2019 immer noch mit einem Gewinnzuwachs. Das schafft nicht gerade Vertrauen in die Prognosequalität von Vorstandschef Reinhard Ploss und seiner Führungsmannschaft.

Schon im Herbst standen für Infineon wie für die gesamte Halbleiterbranche die Zeichen auf Gelb. Die Weltwirtschaft kühlte sich ab. Der Handelsstreit zwischen den USA und China hinterließ Spuren. Aufgrund ihrer Geschäftsmodelle sind Chipproduzenten Frühindikatoren für die Konjunktur. Wettbewerber von Infineon zogen erste Konsequenzen und dämpften ihre Erwartungen. Der Dax-Konzern zog zunächst Anfang Februar mit einer relativ geringfügigen Senkung der Prognose nach.

Nun stellt sich heraus, dass die Konjunkturabkühlung schneller verläuft als erwartet. In den vergangenen Wochen schwächte sich vor allem das Geschäft im asiatischen Riesenreich deutlich stärker ab. Für Infineon ist das schmerzlich, macht doch China mittlerweile rund ein Viertel des Konzernumsatzes aus. Die Autoindustrie, einer der größten Abnehmer von Infineon-Produkten, stellt sich auf ein maues Jahr ein. Sollte die Weltwirtschaft weiter absacken, hätte Infineon womöglich mit ihrer jüngsten Umsatz- und Ergebniswarnung das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Weitere Prognosekürzungen wären die Folge, ebenso neue Kursturbulenzen. Seit ihrem Höchststand im Frühsommer 2018 hat die Aktie ein Drittel an Wert eingebüßt. Unsicherheit ist Gift für die Börse. In Bezug auf Infineon ist für Anleger die Luft raus.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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