Lausitzer Rundschau: Zu Berliner Rede/Köhler: Ein bisschen getraut
Archivmeldung vom 22.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNein, besonders mutig war die erste "Berliner Rede" Horst Köhlers nicht. Auch enthielt sie kaum Neues. Der Bundespräsident, der seine Rolle noch sucht, hat bei der Premiere eine Provokation vermieden und sich am bildungspolitischen Mainstream orientiert.
Alles, was er über
unsere Schulen sagte, kann von fast allen Politikern
parteiübergreifend unterschrieben werden. Von Eltern, Lehrern und
Schülern sowieso. Der Mangel liegt nicht in der Idee, er liegt in der
Praxis der Bildungspolitik. In der Kleinstaaterei, in der
Verweigerung, zugunsten der Bildung wirklich Prioritäten zu setzen,
auch in verkrusteten Strukturen der Bildungsverwaltung. Die
Verantwortlichen für die Mängel hat Horst Köhler lieber nicht so
genau benannt. Allerdings, man kennt sie sowieso. Es sind die
Bundesländer. Dennoch hat sich der Präsident ein bisschen was
getraut. Er hat den Ruf und Rückhalt seines Amtes jenen zur Verfügung
gestellt, die Veränderungen an genau dieser miserablen Bildungspraxis
in Deutschland einfordern, die mehr Geld verlangen, mehr
Beweglichkeit und strukturelle Reformen. Die Bildung für alle
wirklich zum Topthema der Nation machen wollen, mit allen
Konsequenzen. Dafür, dass er auf die vielen leichtgewichtigen
Sonntagsreden der Politik eine "Berliner Rede" von Gewicht gesetzt
hat, dafür muss man Horst Köhler danken.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau