Neues Deutschland: zu Streiks im öffentlichen Dienst und Bolkestein-Richtlinie
Archivmeldung vom 15.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts des Streiks im öffentlichen Dienst drohen die Arbeitgeber mehr oder weniger unverhohlen: Wenn sich die Gewerkschaft ver.di durchsetzt und die Kommunen ihre Sparwünsche nicht durchsetzen können, werden eben noch mehr Bereiche ausgelagert. Die Tarifverträge für den öffentlichen Dienst gelten dann für immer weniger Personal.
Städte und Gemeinden, von der Steuersenkungspolitik des Bundes und
der breiten Konjunkturschwäche in schwere Finanznot getrieben, wissen
sich nicht anders zu behelfen, als mit einem Ausverkauf der
öffentlichen Daseinsvorsorge. Deren Privatisierung hat auch in
Deutschland längst begonnen. Ob Krankenhäuser, öffentlicher
Nahverkehr oder Müllentsorgung - überall mischen private Anbieter
mit. Würde nun die EU-Dienstleistungsrichtlinie in neoliberaler
Reinform kommen, gäbe es überhaupt kein Halten mehr. Die
privatisierten Bereiche wären praktisch jeder Kontrolle entzogen,
die Löhne würden ins Bodenlose fallen.
Daher ist das Zusammentreffen der Proteste gegen Bolkestein und der
Streiks im öffentlichen Dienst nur zeitlich ein Zufall. Beide richten
sich gegen den Ausverkauf der öffentlichen Dienste und das freie
Spiel der Marktkräfte. Diese führen zur Auflösung bestehender
Sozialstandards und zu mehr Arbeitslosigkeit, was wiederum der Staat
finanziell zu spüren bekommt. Letztendlich verschärfen die Kommunen
also mit ihrer harten Haltung nur die eigene Misere.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland