Südwest Presse: Kommentar zum Kongoeinsatz der Bundeswehr
Archivmeldung vom 21.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn den Weltkriegen sprach man von einem Himmelfahrtskommando, wenn das Risiko eines Einsatzes hoch und der Zweck im Unklaren blieb. So ist es auch mit der Mission der Bundeswehr im Kongo, die immer präzisere Formen annimmt.
Wo nämlich der Sinn dieses Einsatzes liegt,
ist weiterhin in der Schwebe. Deutschland war nie Kolonialmacht in
diesem Gebiet, dafür aber die Belgier, die sich jetzt immerhin mit
der stattlichen Streitmacht von 50 von 1500 Soldaten beteiligen.
Gewiss ist es an der Zeit, das unter Rot-Grün sträflich
vernachlässigte Verhältnis der deutschen Politik zum afrikanischen
Kontinent zu verbessern. Aber muss das gleich mit Soldaten geschehen,
auch wenn sie nur den vergleichsweise harmlosen Auftrag bekommen, im
Krisenfall Wahlbeobachter aus der Hauptstadt Kinshasa herauszupauken?
Und wenn Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) so tut, als
habe die Bundeswehr Soldaten und Ausrüstung reichlich und habe
weltweit noch viel zu wenig zu tun, so ist es an der Zeit, dass ihn
jemand zurückpfeift.
Gewiss, ehe er das Parlament um den Auftrag bittet, muss er die
näheren Umstände der Mission klären. Aber je detaillierter die Pläne
abgesprochen sind, desto mehr nehmen sie den Charakter der
Eigengesetzlichkeit an. Es gibt dann kaum noch ein Zurück mehr, auch
nicht für den Bundestag. Aber der muss das letzte Wort behalten.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse