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Börsen-Zeitung: Denkzettel für Trump

Archivmeldung vom 21.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

So unverbindlich der Zeitplan der US-Notenbank für weitere Zinserhöhungen auch ist, haben der Offenmarktausschuss und Fed-Chef Jerome Powell doch zwei klare und wichtige Botschaften gesendet: Von Kursschwankungen an den Aktienmärkten werden sie sich bei der Normalisierung der US-Geldpolitik nicht beirren lassen - und schon gar nicht werden sie sich als unabhängige Institution von US-Präsident Donald Trump ins Handwerk pfuschen lassen.

Bis zum Tag des jüngsten Zinsbeschlusses hatte Trump unermüdlich die Muskeln spielen lassen und versucht, auf die Währungshüter einzuwirken. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass die Fed erneut die Zinsen anhebt. Händeringend suchte er auch nach einem Sündenbock, dem er die Schuld für die jüngsten Kurseinbrüche zuschieben konnte. Schließlich war die vorausgegangene Aktienhausse in den Augen des Präsidenten eine unmittelbare Manifestation seiner Steuer- und Ausgabenpolitik.

Diesen Schuh wollten sich Powell & Co. aber nicht nur nicht anziehen. Mit dem einstimmigen Beschluss, das vierte Mal im laufenden Jahr den Leitzins anzuheben, verpassten sie Trump zugleich einen Denkzettel, den der Präsident gründlich verarbeiten sollte, aller Voraussicht nach aber ignorieren wird. Mit Blick auf die zuletzt teils erheblichen Kursausschläge sprach Powell von einem "kleinen bisschen Volatilität", welche kaum gesamtwirtschaftliche Wirkung entfalten werde.

Es ist einerseits beruhigend, dass die Notenbank sich ausschließlich auf ökonomische Fundamentaldaten konzentrieren will. Selten waren diese aber so schwer einzuordnen wie zum Jahresende. Einerseits sitzt Verbrauchern, die von dem robusten Arbeitsmarkt und höheren Löhnen ermutigt sind, das Geld locker in der Tasche. Andererseits leiden Unternehmen unter den Einfuhrzöllen und investieren weniger. Auch das geht zum Teil auf das Konto eines unberechenbaren Präsidenten, von dem man nie weiß, ob er den nächsten Verhandlungsdurchbruch oder einen neuen Handelskrieg verkünden wird.

Neben Trump meinen auch andere Kritiker, die Fed sei 2018 zu rabiat vorgegangen. Dabei macht Powell im Grunde nichts anderes als seine Vorgänger. Wie es im Poker so schön heißt, "spielt er die Hand, die ihm ausgeteilt wurde". Dazu gehören eine robuste Konjunktur, ein langsam zunehmender Inflationsdruck und ein stockender Häusermarkt - aber auch ein Präsident, der volatiler ist als die Märkte und der lernen sollte, dass er bei den unabhängigen Währungshütern auf taube Ohren stößt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Peter de Thier

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