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Lausitzer Rundschau: Missbrauch eines Symbols

Archivmeldung vom 12.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist das wichtigste Symbol der ganzen Christenheit: Das Kreuz, an dem der Bibel zufolge Jesus Christus auf dem Hügel Golgatha hingerichtet wurde. Das Kreuz, an dem Jesus starb, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Das Kreuz, der erste Schritt auf dem Weg zu Jesu Auferstehung. Und auch wenn in der christlichen Theologie derzeit heftig über die Bedeutung des Glaubenssymbols gerungen wird - politisch instrumentalisiert wird das Kreuzeszeichen derzeit nirgendwo so stark wie in Polen.

Denn das Kreuz, das jugendliche Pfadfinder vor dem Präsidentenpalast errichteten, ist schon lange kein an Tod und Auferstehung erinnerndes Grabkreuz mehr. Es ist ein Mahnmal für den verstorbenen Präsidenten Kaczynski. Es ist eine Erinnerung an seine Politik, die oft umstritten war. Und wenn die nationalkonservative polnische Opposition das Gedenkkreuz nun zu einer Waffe im Kampf gegen die neue Regierung umfunktioniert, ist das vor allem eines: Ein Missbrauch eines religiösen Symbols, wie er deplatzierter nicht sein kann. Eine politische Instrumentalisierung von Gedenken, die einfach nur noch taktlos ist. Und so verständlich es ist, dass Teile der polnischen Bevölkerung den Wunsch nach einem Kaczynski-Denkmal haben: Besser wäre es, bis dahin würde noch einiges Wasser die Weichsel hinabfließen, und die Polen würden sich die Zeit  nehmen, einmal losgelöst von der Tagespolitik Kaczynskis Präsidentschaft zu bewerten. Hätte man ihm auch dann ein Denkmal errichtet, wenn er nicht bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen wäre? Leichtfertige Heldenkulte und zu früh errichtete Erinnerungsstätten haben nachfolgende Generationen jedenfalls später oft bereut.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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