Leipziger Volkszeitung zur Klima-Studie
Archivmeldung vom 23.02.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo ist Politik. Australiens Umweltminister Malcolm Turnbul ging ein Licht auf. Ein sparsames, trotzdem helles Licht. Dem fällt nun die Glühbirne zum Opfer. Ersetzt wird sie auf dem fünften Kontinent ab 2010 von der Energiesparlampe. Damit das Klima sich nicht weiter erhitzt.
Den
Kyoto-Prozess ignoriert man im Land der pro Kopf größten
Treibhausgas-Dreckschleuder zwar trotzdem. Insgeheim hält man den
Klimawandel wohl auch weiter für eine grüne Verschwörung gegen die
freie Wirtschaft. Doch es sind Wahlen. Und weil es Stimmen bringt,
schmückt man sich mit grünen Feigenblättern.
Dem Klimaschutz bringt das nichts. Auch wenn die Diskussion um
Edisons Birnen ausstrahlt nach Deutschland. Aber der Wechsel der
Lichtquellen rettet nicht die Welt. Der UN-Klimarat fordert
Sofortschritte für eine Treibhausgasreduzierung. In einer trägen
Materie wie dem Klimaschutz, wo Maßnahmen erst in Dekaden wirken,
käme das einer Vollbremsung auf dem bisherigen Weg gleich.
Die Forscher schlagen Alarm. Immer und immer wieder. Die Politik hat
es so weit kommen lassen, dass der aktuelle UN-Bericht eine
Katastrophenwarnung ist. Sie will von der Wissenschaft offensichtlich
solche Notsignale hören, um eine Legitimation für ihr Handeln zu
bekommen. Nun hat sie eine weitere: Zwei Grad noch, mehr Erhitzung
sollte sich die Menschheit nicht erlauben. Sonst wird es richtig
teuer und kostet nicht nur das eine Prozent des globalen
Bruttoinlandsprodukts, wie ein Gutachten vorhersagt.
Bei allen Warnungen darf man aber nicht verkennen, dass der
Klimaschutz ein Thema mit wachsenden Gewissheiten ist. Inzwischen
wurde aus dem Jein der letzten Jahre ein Ja. Ja, der Mensch trägt die
Hauptlast am Klimawandel. Von Schuld sollte man nicht reden.
Schließlich hat die industrielle Revolution auf der Basis fossiler
Energieträger der Menschheit in den letzten zweihundert Jahren einen
gehörigen Entwicklungsschub versetzt.
Doch nun ist eine neue, eine technologische Revolution nötig. Es sind
Verfahren nötig, die verhindern, dass die Menschheit über ihre
Verhältnisse lebt und die Lebensgrundlagen so verändert, dass ihr
Dasein immer aufwendiger wird. In Ansätzen gibt es dieses Know How.
Aber es braucht einen globalen Markt. Dafür muss der Klimaschutz raus
aus der Umweltecke. Er muss endlich und endgültig ein
Wirtschaftsthema werden. Nur wenn saubere Technologien und
klimafreundliche Energieformen verwertbar und konkurrenzfähig sind,
entfacht sich die nötige Eigendynamik. Und - so zynisch es klingen
mag, so wahr ist es doch - auch die in Konflikten mündende
Abhängigkeit der Menschheit von Öl und Gas regt zum Umdenken an. Das
Zeitalter des Erdöls wird nicht durchs Versiegen der Lagerstätten
beendet, sondern durch zu viel CO2 in der Luft.
Doch noch immer sind Meinungen verbreitet, es betreffe den Einzelnen
nicht, man könne ohnehin nichts tun, es werde schon nicht so schlimm,
es bleibe noch Zeit. Aber erst wenn sich ein Denkwandel vollzogen
hat, kann es wirklichen Klimaschutz geben. Auf globaler wie auf
persönlicher Ebene. Auch dem Kauf einer Energiesparlampe geht
schließlich eine gewisse Denkleistung voraus.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung