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Nachbeben in Russland, aber Multipolarismus-Zug fährt weiter

Archivmeldung vom 07.07.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Zunächst will ich noch einmal kurz auf die Nachwehen des extrem kurzen, vermeintlichen Putschversuch zurückkommen, und dann sehen, wie er sich auf die Entwicklung des Multipolarismus auswirkt. Dabei besonders auch die Beziehungen zwischen den Machtzentren Russland, Indien und China anschauen und welche Rolle die SOZ, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die diese Woche ein Gipfeltreffen abhält, neben BRICS für den Multipolarismus spielt.

Es gibt inzwischen unzählige „Analysen“ zu dem kurzen Drama, welches Jewgeni Prigoschins gegen die Autorität des russischen Staates aufführte. Und wie erwartet unterschieden sich die des Westens diametral von denen russlandfreundlicher Analysten oder auch neutraler Beobachter. Zu Letzteren gehört der indische Ex-Diplomat M.K. Bhadrakumar, der sich auch zu den Nachwehen dieser nicht ganz unblutigen Tragödie äußerte(1). Er schreibt:

„Am Montagabend wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin zum zweiten Mal an die Nation mit der Absicht, den Putschversuch des Wagner-‚Gründers‘ Jewgeni Prigoschin vom 23. und 24. Juni zu Fall zu bringen. Es war eine durch und durch selbstbeweihräuchernde Rede – wohlverdient, vielleicht.“

Der Autor beschreibt dann die vier Hauptelemente der Rede. Da war zu Beginn das Hinweisen auf “Zurückhaltung, den Zusammenhalt und den Patriotismus“, die das russische Volk gezeigt habe, seine “bürgerliche Solidarität und hohe Konsolidierung” und seine “feste Linie … (bei) der ausdrücklichen Unterstützung der verfassungsmäßigen Ordnung“.

Putin, so Bhadrakumar, habe westlichen Darstellung, auch ausgerechnet von Macron, energisch widersprochen, dass der Putschversuch Risse in dem Haus zeige, das er seit seiner Machtübernahme im Jahr 2000 aufgebaut habe.

Zweitens habe Putin hervorgehoben, dass die russische Führung schnell, entschlossen und effektiv gehandelt habe – “alle notwendigen Entscheidungen, um die entstandene Bedrohung zu neutralisieren und die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben und die Sicherheit unserer Bürger zu schützen, wurden sofort, gleich zu Beginn der Ereignisse, getroffen“. Was vielleicht ein bisschen viel Eigenlob war, das manchmal auf das Gegenteil hinweisen mag, möchte man hinzufügen.

Drittens habe Putin die “Meuterei-Verschwörer” aufs Schärfste als Menschen voller Bösartigkeit und böser Absichten verurteilt. Ihre politische Agenda als solche habe er jedoch außer Acht gelassen. Schließlich sei es bei einem Putsch um die Aneignung der politischen Macht gegangen, meint Bhadrakumar. Vermutlich, so der Autor weiter, sei das Thema viel zu heikel, um es in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Allerdings habe Putin das Thema doch noch am Rande angesprochen, indem er eine rätselhafte Vermutung darüber äußerte, dass, wenn der Putschversuch erfolgreich gewesen wäre, “die Feinde Russlands – die Neonazis in Kiew, ihre westlichen Gönner und andere Landesverräter” die Nutznießer gewesen wären, “aber sie haben sich verrechnet." [....weiterlesen]

Quelle: apolut von Jochen Mitschka

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