Südwest Presse: Kommentar zu Firmenübernahmen
Archivmeldung vom 15.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGanz so schlecht kann es um die deutsche Wirtschaft dann doch nicht bestellt sein, wie die Unternehmen selbst, wie Verbände und Politiker Glauben machen wollen. Da ist einerseits die ungezügelte Übernahme- und Expansionslust großer Firmen, wie die Beispiele Merck, Linde oder Eon erst in diesen Tagen wieder dokumentieren.
Da ist andererseits die Gewinnsituation der
Unternehmen, die sich gegenüber den vergangenen Jahren deutlich
verbessert hat, wie die Aktionäre an höheren Kursen und Dividenden
und der Fiskus an steigenden Steuereinnahmen spürt. Und schließlich
ist die Eigenkapitalausstattung der Familienunternehmen vielfach doch
besser als vermutet, wie erst jetzt eine Untersuchung zeigte.
Geld ist also da; die Frage ist nur, ob es richtig und sinnvoll
investiert wird. Darüber kann man streiten, nicht nur im Fall
Merck/Schering. Volkswirtschaftlich gesehen sind Übernahmen oft
kontraproduktiv. Denn einerseits fließen die Mittel nicht in
Sachinvestitionen, die die Wirtschaft ankurbeln, sondern auf
Bankkonten.
Andererseits sollen mit Zusammenschlüssen vor allem Kosten gespart
werden. Arbeitsplätze werden wegrationalisiert, neue entstehen
dadurch nicht. So wichtig es also ist, Marktpositionen zu festigen,
so kritisch sollte man Übernahmen hinterfragen. Es wäre nicht das
erste Mal, dass der Schaden höher als der Nutzen wäre. Für alle
Beteiligten.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse