WAZ: Clement, der Störer
Archivmeldung vom 14.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist schlicht unvorstellbar, dass die SPD den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement wegen dessen kritischen Äußerungen über die hessische Parteikollegin Andrea Ypsilanti aus der Partei ausschließt.
Mit seiner Warnung vor einer Wahl der linksorientierten Ypsilanti, noch dazu eine Woche vor dem Urnengang, hat Clement zwar eindeutig gegen den gerade für die SPD so wichtigen Grundwert der Solidarität verstoßen. Für eine Rüge hat er sich damit regelrecht beworben - ein Rausschmiss entspräche jedoch dem berühmten Schuss mit der Kanone auf einen Spatzen.
Der Fall Clement zeigt auch, dass die Nerven vieler Genossen
blank liegen. Die Abrechnung mit der Schröder-Ära und dessen
Agenda-Politik ist noch immer nicht abgeschlossen - hinzu kommt der
zermürbende innerparteiliche Dauerzoff um Parteichef Beck. Die
SPD-Basis sehnt sich nach einem klaren Kurs und nach Eintracht. Typen
wie Clement und Steinbrück stören, indem sie sich einmischen und
gerne auch gegen den Parteistrom schwimmen. Clement wird sich nicht
ändern, allenfalls künftig etwaige Wahltermine wohlwollend
einkalkulieren. So viel Widerspruch sollte die SPD aushalten.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Norbert Robers)