Rheinische Post: Winter oder was?
Archivmeldung vom 17.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Dichter Eduard Mörike hatte es gut. In seinem Gedicht "Er ists" war klimatechnisch noch alles in Butter: Der Winter war zu Ende, der Frühling ließ sein blaues Band flattern, die Düfte waren süß, die Seele jubilierte: "Horch, von fern ein leiser Harfenton!/ Frühling, ja du bists! Dich hab ich vernommen!"
Wir Heutigen haben es
da schwerer. Diese Woche etwa war voller Mörike-Blau, es duftete süß,
man hörte Harfen an jeder Straßenecke - nur fragte man sich
unablässig, was denn wohl zu Ende ging: Der Winter? Welcher Winter?
Etwa dieser Beinahe-Winter hinter uns - der wärmste, der je gemessene
wurde? Oder dieser Mini-Winter vor uns, der nächste Woche zum
Frühlingsanfang am 21. März nochmal durchs vorgewärmte Land rumpelt?
Gemütsmäßig kommt da doch kein Mensch mehr mit. Wir möchten daher
unseren Protest zu Protokoll geben. Auch wenn es wieder kalt wird,
werden wir Mörikes blaues Band um den Hals tragen, Harfentöne
tagträumen, Frühlingsduft erahnen und dazu viertelstündlich Goethe
zitieren: "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche/ Durch des Frühlings
holden belebenden Blick;/ Im Tale grünet Hoffnungsglück". Soll er
doch kommen, dieser Spät-, Nach-, Mini- oder Sonstwaswinter.
Hoffnungsglück - das ist's!
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post