Rheinische Post: Merkel in Sibirien - von Godehard Uhlemann
Archivmeldung vom 28.04.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer deutsch-russische Gipfel im sibirischen Tomsk war kein Erfolg. Zwar wurden einige Verträge unterzeichnet, aber das sagt noch lange nichts über die Qualität der Beziehungen.
Die von Ex-Kanzler und Putin-Intimus Schröder so gerühmte
strategische Partnerschaft wurde von Kanzlerin Merkel auf
strategische Zusammenarbeit reduziert. Merkel sprach die
demokratischen Defizite an, sie weiß um die schwierige Lage der
Medien. Schon das stößt Putin sauer auf. Merkels Reise nach Russland
mit dem halben Kabinett im Schlepptau mag atmosphärisch nett gewesen
sein. Russlands wieder wachsendes machtpolitisch orientiertes
Selbstbewusstsein konnte der Merkel-Trupp nicht tangieren.
Die Energiepreise steigen, was den Rohstoffexporteur Russland stärkt und die Deutschen ängstigt. Russland droht mit Umleitung von Gas und Öl. Gasprom spricht von Drosselung der Liefermengen, und Deutschlands Energieversorger Eon schafft nicht den Einstieg in einem westsibirischen Gasfeld. Das alles mag zum Tagespoker gehören, doch es widerspricht einer strategischen Partnerschaft, wie sie Putin und Schröder gefeiert hatten. Merkel weiß um die Bedeutung der deutsch-russischen Beziehungen, doch sie müssen für beide Seiten verlässlich sein.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post