Neue OZ: Zu kraftlos
Archivmeldung vom 18.06.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittObwohl immer mehr Japaner laut Umfragen Atomkraft ablehnen, beschließt die Regierung, Meiler wieder hochzufahren. Offenbar wähnt sich Premierminister Yoshihiko Noda in Sicherheit. Das überrascht allerdings nicht.
Anders als von Atomkraftgegnern weltweit erhofft, hat die Havarie von Fukushima nicht zu einer starken Anti-Atom-Bewegung in Japan geführt. Alle Umfragen helfen nicht, wenn nur wenige Menschen bereit sind, für ihre Überzeugungen auf die Straße zu gehen oder sich politisch zu organisieren.
So aber können die Vertreter der beiden großen Parteien DP und LDP gelassen auf Atomkurs bleiben. Das Restrisiko, das die Nutzung von Kernenergie immer mit sich bringt, schreckt sie nicht ab. Lieber verfolgen sie kurzfristige Wahlziele. Dazu gehört, die lahmende Konjunktur im Land anzukurbeln.
Seit dem Platzen der Immobilienblase in den 1990er-Jahren geht es Japan schlecht. Gerade zieht die Konjunktur etwas an. Diese Entwicklung will Noda durch mögliche Stromausfälle infolge eines Atomausstiegs nicht gefährden. Die Anti-Atom-Proteste müssten wesentlich stärker sein, damit er das riskiert.
Das wahrscheinlichste Szenario lautet: Japan wird seine Atomstromquote auf Dauer deutlich reduzieren. Vollständig wird das Land aber nicht auf Kernkraft verzichten. Dazu bleibt die Technik in der Bevölkerung zu stark mit Fortschritt verbunden, anders als vor allem in Deutschland.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)