WAZ: Schluss mit Prognosen
Archivmeldung vom 15.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDIW-Chef Zimmermann handelt vernünftig, wenn er aus dem Wettlauf der Wirtschaftsinstitute um immer schlechtere Prognosen aussteigt. Weder Firmen noch Otto-Normal-Verbraucher haben von einem "ich biete zwei Prozent minus, der Forscher XY drei Prozent und das Konkurrenzinstitut 3,5 Prozent" etwas.
Im Gegenteil. Viele Bürger verstehen längst nicht mehr, was es bedeutet, wenn die Wirtschaft um wieviel Prozent auch immer schrumpft. Hingegen bleibt eine tiefe Verunsicherung. Kritisch wird es, wenn der Verbraucher für sich schlussfolgert: Dauernd heißt es, die Wirtschaft geht in die Binsen, also gebe ich nichts mehr aus, weil ich bald arbeitslos sein könnte. Wenn der Bürger den Konsum verweigert, wäre die Wirtschaft noch stärker gebeutelt, als sie es ohnehin schon ist. Die Institute müssen sich dann den Vorwurf gefallen lassen, mit ihren Meldungen eine selbst erfüllende Prophezeiung in Gang gebracht zu haben. Da seriöse Vorhersagen derzeit kaum möglich sind, sollten die Forscher auf Prognosen einfach verzichten. Sie nähren andernfalls nur die Krise.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Daniel Freudenreich)