Rheinische Post: Bsirske in der Falle
Archivmeldung vom 21.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNiemand konnte vom Spitzengespräch zwischen Verdi und den Ländern eine Einigung und damit ein Ende der Streiks erwarten. Zu starrsinnig hält die Gewerkschaft an der 38,5-Stunden-Woche auf dem Papier fest. Doch es gibt Zeichen der Hoffnung:
Die Verhandlungsführer
vereinbarten Stillschweigen über ihr Gespräch und verzichteten auf
die rituelle Kraftmeierei. So kündigen sich Kompromisse an.
Verdi-Chef Frank Bsirske ist offenbar bereit, den Ländern bei der
Arbeitszeit entgegen zu kommen. Auch wenn er in der Sozialpolitik
stets den Betonkopf gibt - im Tarifgeschäft war er schon für manche
Überraschung gut. Bsirske weiß: Noch ein paar Wochen Streik und es
spaltet sich entweder das Arbeitgeber- oder das Gewerkschaftslager.
Damit wäre der Flächentarifvertrag im öffentlichen Dienst endgültig
zerfallen, Verdi verlöre weiter an Macht.
Ob Bsirske einen Kompromiss an der Basis durchsetzen kann, steht
jedoch auf einem anderen Blatt. Schon seine Vor-Vorgängerin Monika
Wulf-Mathies warf 1994, kurz nach dem letzten Streik im öffentlichen
Dienst, das Handtuch: Einmal in den Streik gehetzt, wollten sich die
Belegschaften nicht mit 5,4 Prozent mehr Lohn zufrieden geben. In
dieser Erwartungsfalle sitzt auch Bsirske. Selbst verschuldet.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post