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Neues Deutschland: zu Bundeswehr in Afghanistan

Archivmeldung vom 22.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dulce et decorum est pro patria mori. Seit Horaz einst diesen Satz prägte, halten die Herrschenden - auch ohne den römischen Dichter explizit zu erwähnen - daran fest, dass es »süß und ehrenvoll ist, für das Vaterland zu sterben«.

Im 21. Jahrhundert gibt es dazu weiter reichlich Gelegenheit. Zum Beispiel in Afghanistan. Am Montag erwischte es zehn französische Soldaten, am Donnerstag drei polnische. Staatsoffizielle Begräbnisse mit allen militärischen »Ehren« sind ihnen gewiss. Ansporn für die (Über-)Lebenden? Sich töten zu lassen? Wohl kaum. Das Gesetz »Töten oder getötet werden« gilt auch am Hindukusch. Eine deutsche Patrouille hat jetzt bei der Abwehr eines Angriffs einen mutmaßlichen Täter erschossen. Nach offizieller Darstellung ist es das erste Mal, dass die Bundeswehr in Afghanistan einen Menschen tötete. Natürlich war es nicht »die Bundeswehr«, sondern ein konkreter Soldat. Der nun da〜rüber reflektieren kann, ob es auch »süß und ehrenvoll« ist, für das Vaterland zu töten. Es mag in diesem Fall notwendig gewesen sein, um das eigene Leben und das anderer zu retten. Doch solche Notwendigkeit steht ganz am Ende einer Kette, deren Anfangsglieder nicht in Kabul liegen, sondern in Paris, London, Berlin oder Washington. Ein deutscher Schriftsteller sprach, als er den Krieg beschrieb, von Gebieten, »auf denen war der Mord obligatorisch«. Tucholsky passt besser als Horaz.

Quelle: Neues Deutschland

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