WAZ: Lesen - eine sinnliche Lust
Archivmeldung vom 15.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWerden wir eines Tages Goethe, Shaw, Joyce oder Miller im Media Markt kaufen müssen, neben PCs, USB-Sticks und iPods? Werden Buchmessen zu kalten Info-Ständen verkümmern, ohne Bücher, nur mit Internetlinks auf 180 000 Titel oder mehr?
Das E-Book, das elektronische Buch, ist im Kommen, flüstert es bei der Frankfurter Buchmesse in allen Gängen. Sollte dieses Kunststoffgerät tatsächlich die Zukunft des Lesens sein? Man muss nicht pathetisch von Kulturbruch sprechen, um zu spüren, was man verlöre.
Die Auswahl eines Buches, das Blättern, das Fühlen des - vielleicht - ledernen Einbandes: Ein Buch ist in jeder Hinsicht des Wortes "begreifbar", das Lesen darin eine sinnliche Lust. Bücher erzählen Familiengeschichte, so man Titel bewahrte, die einst ein Vorfahre erwarb. Bücher sind Teil der eigenen Geschichte, so das Buch, das man mit Widmung dem Freund, der Liebsten bedeutungsschwer gab. Das Buch ist ein ästhetischer Genuss, den man sich in der gediegenen atmosphärischen Dichte einer guten Buchhandlung gönnte.
Wirkt dagegen so eine E-Kiste nicht minderbemittelt, emotional arm?
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Rolf Potthoff)