Lausitzer Rundschau: Verhandlungen über den Status des Kosovo
Archivmeldung vom 10.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn heute in Wien albanische und serbische Spitzenpolitiker zusammenkommen, um abschließend über den künftigen Status des Kosovo zu verhandeln, dann sind Überraschungen praktisch ausgeschlossen.
Die kosovo-albanische Seite wird dem überarbeiteten
Plan des UN-Vermittlers Martti Ahtisaari aus den selben Gründen
zustimmen, aus denen die serbische Seite ihn ablehnt: Weil er für den
Kosovo eine - wenn auch eingeschränkte - Unabhängigkeit vorsieht und
ihn so aus dem serbischen Staatswesen herauslöst. Am Ende wird die
Sache vor den UN-Sicherheitsrat kommen, wo Russland bereits sein Veto
gegen den Ahtisaari-Plan angekündigt hat. Aus guten Gründen. Denn der
Plan ist ein schlechter Plan. Er wird der Struktur des Konflikts
nicht gerecht, der sich letztlich um den Besitz eines Stück Landes
dreht, auf den zwei Seiten Anspruch erheben. Die Kosovo-Albaner unter
Hinweis auf ihre Bevölkerungsmehrheit von 90 Prozent. Die Serben
wegen der Geschichte des Amselfeldes (Kosovo polje) als historisches
Kernland, das große Teile von Bevölkerung und intellektueller Elite
noch heute als konstituierenden Bestandteil ihres Staates verstehen
und ihm eine Bedeutung zumessen, wie sie sonst nur Jerusalem für den
Staat Israel hat. Man mag den Argumenten unterschiedliche
Überzeugungskraft beimessen. Entscheidend ist aber, dass sie starke
Wirkungen entfalten und so dazu führen, dass beide Seiten den
Konflikt als Nullsummenspiel wahrnehmen - und jeden Gewinn der
anderen Seite als eigenen Verlust interpretieren. Eine Lösung, die im
Großen und Ganzen die vollständige Durchsetzung kosovo-albanischer
Ziele bedeutet, kann und wird Serbien vor diesem Hintergrund nicht
akzeptieren. So unbefriedigend es sein mag: Der Status quo - der
Kosovo unter UN-Verwaltung - ist das Beste, was auf Sicht erreichbar
sein wird. Sollten die USA und die EU-Länder sich aber entscheiden,
die Unabhängigkeit der Provinz durch einseitige bilaterale
Anerkennung durchzusetzen, würden sie damit keinen dauerhaften
Frieden, sondern nur die Grundlage für zukünftige Konflikte schaffen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau