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Neue Westfälische (Bielefeld): Arbeitnehmer sollen Recht auf befristete Teilzeit bekommen Teilzeitfalle

Archivmeldung vom 06.01.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will das Recht auf zeitlich befristete Teilzeit gesetzlich verankern. Arbeitnehmer sehen dafür keinen Bedarf und warnen vor einem Bürokratieanstieg. Gewerkschaften fordern eine schnelle Umsetzung und befürworten weitere staatliche Beschränkungen. Zwischen diesen extremen Positionen steht der Gesetzentwurf in der ohnehin emotional aufgeladenen Debatte über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Grundsätzlich bietet die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, Hunderttausenden Arbeitnehmern die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Vielen Frauen und auch einige Männer nutzen das Arbeitszeitmodell, um trotz der Erziehung von Kindern, der Pflege von Angehörigen oder dem Einsatz im Ehrenamt berufstätig zu sein und den Anschluss trotz anderer Verpflichtungen nicht zu verlieren.

Doch wenn Teilzeitbeschäftigte nicht mehr zurück in die Vollzeitbeschäftigung kommen, wird aus dem Teilzeitglück eine Teilzeitfalle. In dieser Falle stecken überwiegend Frauen. Fast 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland sind weiblich, weil sich in den meisten Familien die Frauen für die Kindererziehung beruflich einschränken. Das führt nicht immer nur zu Karriereknicks im eigentlichen Beruf, sondern auch zu Jobwechseln.

Denn obwohl viele, insbesondere große Unternehmen erklären, dass Teilzeit auf allen Hierarchiestufen möglich ist, müssen Frauen, die auf Teilzeit angewiesen sind, in Branchen wechseln, in denen das Modell angeboten wird. Und das sind häufig schlecht bezahlte Jobs. In Teilzeitjobs verdient man im Schnitt vier Euro weniger pro Stunde, als in Vollzeitjobs.

So führt das Arbeitszeitmodell Teilzeit, wenn Beschäftigte nicht mehr zurück zu Vollbeschäftigung kommen, nicht nur zu Unzufriedenheit, sondern auch zu Existenzproblemen und Altersarmut bei den Betroffenen und zu einer Verschärfung des sowieso schon eklatanten geschlechtsspezifischen Lohnunterschieds.

Um insbesondere Frauen auf dem Arbeitsmarkt nicht länger zu diskriminieren, sollte das Vorhaben von Nahles der Anlass dafür sein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf politisch insgesamt zu erleichtern.

Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots) von Carolin Nieder-Entgelmeier

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