Neues Deutschland: zur Einigung im Ärzte-Tarif-Streit
Archivmeldung vom 30.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Streit um die Honorare niedergelassener Ärzte ist beigelegt. Über 2,5 Milliarden Euro lassen sich die Krankenkassen diesen Kompromiss kosten. Und geben Mehrausgaben gleich an die Versicherten weiter.
Rein theoretisch kann sich nun jeder niedergelassene Arzt über ein Plus von rund 16 000 Euro pro Jahr freuen. Zwar wurde der Zank ums liebe Geld entschärft, doch das eigentliche Ziel hat man verfehlt. Der Kompromiss zementiert die erheblichen Einkommensunterschiede zwischen den Ärzten eher, als dass er sie nivelliert. Auch zukünftig werden ostdeutsche Ärzte erheblich weniger verdienen als ihre Kollegen im Westteil des Landes. Während es bayerische Radiologen so durchaus zum Millionär bringen können, haben Landärzte in Vorpommern erheblich weniger, denn hier fehlen die Privatpatienten. Diese Differenzen sind ursächlich für den Ärztemangel in vielen Regionen Ostdeutschlands. Da Mediziner sich aus nachvollziehbaren Gründen dort niederlassen, wo die höchsten Erträge locken. Nun soll die vereinbarte Honorarerhöhung aber nicht nur den Geringverdienern zu Gute kommen. Auch die Mediziner im Westen werden hier profitieren. Auf eine Kürzung ihrer Einkommen zugunsten weniger privilegierter Berufsgenossen wollten sie sich nicht einlassen. Die mangelnde Solidarität der Besserverdienenden treibt die Beitragsätze nach oben und macht die wahren Kosten der anstehenden Gesundheitsreform noch unkalkulierbarer.
Quelle: Neues Deutschland