Südwest Presse: Kommentar zum Lokführerstreik
Archivmeldung vom 04.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer am Steuer sitzt, hat viel Macht. Das haben nicht nur die Piloten der Lufthansa erfolgreich bewiesen, sondern auch die Lokführer. Knapp vier Jahre ist es her, dass sie unter anderem mit Warnstreiks eine kräftige Lohnerhöhung durchgeboxt haben. Viel wichtiger war allerdings, dass damit die Lokführergewerkschaft GDL ihre Existenzberechtigung unter Beweis stellen konnte: Nur sie verhandelt für die Lokführer und nicht die großen Bahngewerkschaften, die sich inzwischen in der EVG zusammengeschlossen haben.
Jetzt geht es wieder los. Allerdings werden die Lokführer große Probleme haben, den Bahnkunden zu erklären, dass es um mehr geht als ums Prestige und Machtkämpfe unter verfeindeten Gewerkschaftern. Dabei ist der Ausgangspunkt durchaus nachvollziehbar: Die privaten Konkurrenten sollen nicht mehr deutlich niedrigere Löhne zahlen als die Deutsche Bahn und dieser mit Lohndumping Aufträge im Nahverkehr wegschnappen. Leider schaffen es die verfeindeten Brüder EVG und GDL nicht, gemeinsam mit den Arbeitgebern zu verhandeln. Die Lokführer bestehen darauf, ihr eigenes Süppchen zu kochen - immer in der Angst um ihre Existenz. Nach monatelangen Gesprächen gibt es endlich einen Branchentarifvertrag. Aber nur mit der EVG. Davon unterscheiden sich die Forderungen der GDL nicht dramatisch - außer dass es ihr ums Prinzip geht: Nur sie darf Tarifverträge für Lokführer schließen. Dafür einen Streik anzuzetteln schadet letztlich nicht nur ihr selbst, sondern auch den Gewerkschaften insgesamt. Die Fahrgäste werden kein Verständnis dafür haben, dass sie als Geiseln für Machtkämpfe herhalten sollen.
Quelle: Südwest Presse