Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert zum Thema EU-Verfassungsreform
Archivmeldung vom 19.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs steht schlecht um die Reform der EU. Mehrere Oberhemden sollten die Herren einpacken, die am Donnerstag zum EU-Gipfel nach Brüssel reisen. Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten. Die Gewichte in der EU müssen neu verteilt werden. EU-Außenmann Elmar Brok hat, total undiplomatisch, sogar von Spaltung gesprochen.
Hat Angela Merkel das politische Talent verlassen? Noch vor zwei
Wochen in Heiligendamm erschien sie vielen als »Miss World«. Könnten
jetzt die hartleibigen Polen das Projekt Europa zu Fall bringen?
Blitzte da gestern die Befürchtung auf, dass der Traum der Adenauers
und Kohls unter ihrer ostdeutschen Nachfolgerin ausgeträumt ist?
Mitnichten! Zum Merkel-Muster gehört das Tiefstapeln, das
Herunterziehen hoher Erwartungen. Brok, Merkels »Mister Europa«, gab
gestern nicht zufällig den Bauchredner, um den Kaczynski-Brüdern
Klartext zu übermitteln. Noch ist Polen für Europa nicht verloren.
Außerdem: Polen hat viel mehr zu verlieren.
Druck in letzter Minute, das Spiel über die Bielefelder Bande und
Merkels unverwüstliche Charme-Offensive gehören zur ausgebufften
Strategie. Trotzköpfe und Neulinge im alten Europa müssen das noch
lernen.
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt