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FZ: Mein Gott, Mixa!

Archivmeldung vom 17.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dass Gott sein Bodenpersonal nicht vor den schlimmsten menschlichen Schwächen und Abgründen bewahrt, ist keine neue Erkenntnis, seit den massenhaft aufgedeckten widerlichen Missbrauchsfällen aber zumindest allenthalben in den Köpfen präsent.

Eine Konsequenz, die die über jeden moralischen Zweifel erhabenen Aufklärer auf Kirchenseite gezogen haben, lautete: die Mauern des Schweigens einreißen, der unsäglichen Wahrheit ins Auge sehen und die Täter ihrer gerechten weltlichen Strafe zuführen. Jetzt, wo es darum geht, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen, bricht ausgerechnet einer, der im Kollegium der bayerischen Oberhirten für die Wiederherstellung der Kirchenehre kämpfen wollte, die guten Vorsätze und taugt nicht länger als unbescholtener Aufklärer. Bischof Walter Mixa, mit auffällig konservativen Positionen schon immer ein streitbarer Diener Gottes, ist spätestens seit gestern zur Belastung für die katholische Kirche geworden. Und wieder fragt man sich: Wie kann einem Intellektuellen vom Format Mixas ein solcher Fehler unterlaufen? Zu sagen, er habe es mit der Wahrheit nicht ganz genau genommen, würde das, was Mixa vorzuwerfen ist, verharmlosen. Noch vor 14 Tagen beteuerte er, "zu keiner Zeit körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt" zu haben. Jetzt, unter dem Druck der Öffentlichkeit, räumt er ein, "die eine oder andere Watschn" ausgeteilt zu haben. Als Theologe weiß Mixa, dass eine Lüge ein Verstoß gegen die zehn Gebote und damit Sünde ist. Ihn daran zu erinnern und ihn selbst an den moralischen Grundsätzen, die er predigt, zu messen, ist also nur recht und billig. Nun ist eine "Watschn", wenn es denn dabei geblieben ist, nicht zu vergleichen mit den vielen schweren Missbrauchsfällen, die sich in Pfarrhäusern abgespielt haben. Gleichwohl handelt es sich um eine Sanktion, die zum Glück schon in den 70er Jahren nicht mehr Bestandteil des Erziehungskanons war. Und auch hier klingt Mixas Rechtfertigung merkwürdig: "Vor 20 oder 30 Jahren" sei das "vollkommen normal" gewesen, "und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch." Nein, wissen sie nicht! In den 80er und 90er Jahren gab es diese Art der Strafe in öffentlichen Einrichtungen schon lange nicht mehr. Mixa erweckt den Eindruck, dass er den Ernst der Situation für die Kirche noch nicht begriffen hat. Das gilt auch für seinen Umgang mit dem Vorwurf, er habe vor vielen Jahren bis zu eine halbe Million Mark - Gelder einer Waisenhausstiftung - satzungsfremd für überteuerte Antiquitäten ausgegeben. Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise ans Licht - von Aufklärung und Transparenz kann keine Rede sein. In der Politik, wo weitaus lockerere moralische Maßstäbe gelten als in der Kirche, wäre Mixa als Führungspersönlichkeit nicht länger tragbar. Zumindest müsste er sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen lassen. In der Kirche scheinen solche ungeschriebenen Gesetze nicht zu gelten. Eines ist jedoch klar: Bodenpersonal vom Schlage Mixas wird nicht dazu führen, dass die Kirche Vertrauen zurückgewinnt und aus der Krise kommt.

Quelle: Fuldaer Zeitung

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