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Paukenschlag

Archivmeldung vom 04.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Was für ein Paukenschlag: Die US-Notenbank Fed senkt wegen der Risiken für die US-Wirtschaft durch das Coronavirus außerplanmäßig ihren Leitzins um 50 Basispunkte. Das ist das erste Mal seit der Weltfinanzkrise im Jahr 2008, dass die US-Währungshüter ihren Schlüsselsatz außer der Reihe senken.

Im besten Fall trägt die Fed mit dem Schritt dazu bei, die weltweit um sich greifende Panik wegen des Coronavirus zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht zu dämpfen. Im schlimmsten Fall aber geht das nach hinten los - und die Fed richtet mehr Schaden als Nutzen an. Es ist sicher nicht übertrieben, das Coronavirus als größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise zu bezeichnen, wie es die OECD getan hat.

Und es stimmt, dass Notenbanken nicht tatenlos zusehen können, wenn sich wie zuletzt an den Finanzmärkten Panik breitmacht. Im Idealfall beruhigt das Ausrufezeichen der Fed die Gemüter an den Märkten. Genauso richtig ist aber, dass sich die wirtschaftlichen Effekte des Coronavirus noch gar nicht seriös beziffern lassen. Und die Geldpolitik darf auch nicht zur Vollkaskoversicherung irrationaler Märkte mutieren. Die Notenbanken müssen zudem aufpassen, mit Aktionismus nicht selbst zusätzliche Panik zu schüren.

Ohnehin erscheint es gegenwärtig mehr als fraglich, was die Notenbanken überhaupt (noch) bewirken können. Das hat nicht nur mit den leergeräumten Instrumentenkästen zu tun. Vielmehr kann eine geldpolitische Lockerung primär angebotsseitige Schocks wie durch das Coronavirus kaum mindern. Gefragt ist in erster Linie die Fiskalpolitik. Statt Zinssenkungen oder Anleihekäufen braucht es jetzt gezielte Maßnahmen wie Kreditprogramme oder Garantien für besonders betroffene Unternehmen und Branchen. Die große Gefahr ist, dass die Notenbanken die Politik wieder aus der Verantwortung entlassen, wenn sie nun erneut vorpreschen und sich zum Retter aufschwingen.

Mit dem überraschenden Schritt der Fed steigt in jedem Fall der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) - zumal, wenn der Euro weiter aufwerten sollte. Wenn die EZB aber ihren Einlagenzins noch weiter unter null senken sollte, setzt sie damit nur die Banken unter Druck - was kontraproduktiv wäre. Bei den Anleihekäufen dagegen setzen die selbst formulierten Limits Grenzen. Ein Lockerungswettlauf wäre jetzt aber so oder so sicher das Letzte, was die Welt(wirtschaft) braucht. Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde steht somit früher als gedacht - und wohl auch früher als von ihr erhofft - vor ihrer geldpolitischen Feuertaufe.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Mark Schrörs

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